Ein besonderes Präparat entsteht
Im März 2017 gelang der Hybridbärin Tips der Ausbruch aus ihrem Gehege in den Besucherbereich des Osnabrücker Zoos – ein Ausflug mit tödlichem Ausgang. Aus Sicherheitsgründen musste die Bärin erschossen werden. Im Museum am Schölerberg sollte Tips der Nachwelt aber erhalten bleiben. Daher vertraute man den renommierten Präparatoren des Naturkundemuseums Stuttgart (SMNS) den Auftrag an, ein Präparat anzufertigen.
Christin Scheinpflug, Jan Panniger (beide SMNS) und Francie Neinhuis (Osnabrück) fertigten die Dermoplastik an; Christiane Zeitler (SMNS) war für die Präparation des Skeletts verantwortlich.
Im November 2017 wurde die Bärin im Keller des Schloss Rosenstein abgezogen und die Knochen entfleischt. Es folgten die typischen Schritte für die Herstellung einer Dermoplastik, bei der auf einen maßstabsgetreuen Kunststoffkörper die gegerbte Originalhaut aufgezogen wird. So ganz typisch war die Präparation dann aber doch nicht – zumindest in der Vorbereitung –, da hier nicht irgendein Braun- oder Eisbär entstehen sollte, sondern Tips: die Cappuccinobärin, die vielen Zoobesuchern so vertraut war. Es genügte also nicht, für die Formung des künstlichen Körpers irgendwelche Vergleichsbilder von Braun- und Eisbären heranzuziehen, sondern ganz spezifische Recherche über Tips zu betreiben, zumal es nicht viele Hybridbären als Vergleichsobjekte gab und jeder Hybride unterschiedlich starke Ausprägungen von Braun- und Eisbärmerkmalen aufweist. Den „typischen“ Hybridbären gibt es also nicht.
„Von der Größe her, dem äußeren Erscheinungsbild mit dem Fettbuckel und der Physiognomie ist Tips eher Braunbärin – im Gegensatz zu ihrem Bruder Taps. Braunbär mit besonderem Fell und etwas längerer Schnauze“, sagte die Präparatorin Christin Scheinpflug nach erster Inaugenscheinnahme. Das dachten erst auch viele Zoobesucher, die Tips für eine etwas zu hell geratene Braunbärin hielten.
Zur Langen Nacht der Museen am 17.3.2018 wurde die Bärin vernäht und das sogenannte Finish der Präparation (Nachmodellieren und Kolorieren) vorgenommen. Erst da bemerkten die Präparatoren eine Besonderheit …
Christin Scheinpflug: „Ich habe schon einige Bären präpariert: zwei Eisbären, sechs Braunbären und drei Schwarzbären. Erst beim Finish fiel der Unterschied der Pfoten auf: Während Tips Vordertatzen einen breiten Mittelbalken mit langen Krallen haben (typisch Braunbär), weisen die Hinterpfoten eine unterbrochene Sohle auf. Und das ist ganz klar und eindeutig Eisbär.“
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