Wie alt ist der Indische Monsun?

19.03.2014 | Dr. Andrea Kern

Früher oder später landet jeder, der sich mit Indien beschäftigt, beim Thema Monsun. Jeden Sommer bringt dieses Windsystem den Menschen den ersehnten Regen, von dem die Landwirtschaft in weiten Teilen Indiens stark abhängig ist. Die höchsten Niederschläge fallen dabei im Südwesten Indiens in der Provinz Kerala. Innerhalb eines Monats kann dort so viel Regen fallen wie innerhalb eines gesamten Jahres in Deutschland.

Seit wann gibt es das Klima-Phänomen Monsun?

Diese Frage versuchte ich in einem Team von Geologen und Paläontologen zu beantworten. Wir beschäftigten uns mit dem Klima der Provinz Kerala zur Zeit des frühen bis mittleren Miozäns (ungefähr vor 14 bis 16 Millionen Jahren). Im besonderen Interesse standen dabei fossile Pollenkörner. Sie gelten als einer der besten Anzeiger für vergangenes Klima. Die besten Fundstellen liegen entlang der hohen Küstenkliffe in der Nähe der Stadt Varkala, die sonst eher wegen ihrer schönen Strände bei den Touristen beliebt ist.

Küstenkliff bei VarkalaKüstenkliff bei Varkala
Dieses Küstenkliff bei Varkala birgt aufschlussreiche Fossilien.

Große Übereinstimmung mit heutigen Pflanzen aus Süd-West-Indien

Bei der Untersuchung der Fossilien entlang eines 21 Meter hohen Kliffs fanden wir große Übereinstimmungen zwischen miozänen und heutigen Pflanzen Süd-West-Indiens. Entlang der Küste sind dies ausgebreitete Mangroven, die im Hinterland von sumpfiger Vegetation und immergrünem Regenwald abgelöst werden. Jedoch gibt es auch kleine Unterschiede, wie das Fehlen von Gymnospermen (Nacktsamern). Die Nipapalme (Nypa fruticans), die heutzutage gemeinsam mit Mangroven in salzigerem Wasser lebt, war damals noch in Indien verbreitet. Berücksichtigt man die Verbreitungsgebiete nahe verwandter Arten dieser fossilen Pflanzen, können wir gewisse Aussagen über das damalige Klima treffen: Die Temperaturen waren ähnlich hoch wie heute, aber der Jahresniederschlag deutlich geringer. Auch gibt es Hinweise darauf, dass der Regen über das Jahr gleichmäßiger verteilt war. Einige der miozänen Pflanzen hätten die lange Trockenzeit, die heute in dem Gebiet charakteristisch ist, nicht überleben können. Weiter zeigt ein Vergleich mit gleich alten Floren Süd-Ost-Indiens, dass dort ähnliche Pflanzen wie im Westen vorkamen, während heute dort ein viel trockeneres Klima herrscht.

PollenkörnerPollenkörner
Wichtige Pollenkörner für die Bestimmung des fossilen Klimas: (A) Avicennia (B) Combretaceae (C) Meliaceae (D) Nypa (E) Rhizophoraceae (F) Sapotaceae.

Unterstützung bestehender Theorien zum Monsun

Über das genaue Alter des Monsuns kann bei der Untersuchung eines so kurzen Zeitabschnittes natürlich keine präzise Aussage getroffen werden. Wir konnten mit unseren Daten aber die Theorie bestätigen, dass es im frühen bis mittleren Miozän ein sehr schwaches bis nicht vorhandenes Monsunklima in Indien gegeben hatte. Das ergänzt Forschungsergebnisse aus dem Indischen Ozean und dem östlichen Himalaya. In diesen Regionen gibt es bereits Studien über ältere Sedimente, die weiter andeuten, dass Monsun-ähnliche Winde das Klima Indien bereits vor über 20 Millionen Jahre kontrollierten. Wie alt der Indische Monsun ist und warum es zwischendurch immer wieder zu Phasen kam, in denen diese Winde schwächer waren oder gar fehlten, wissen wir bis jetzt noch nicht.

Diese Forschung wurde unterstützt von dem FWF Projekten P-18189-N10 und P-21414-B16.

Literatur

Andrea K. Kern, Mathias Harzhauser, Markus Reuter, Andreas Kroh, Werner E. Piller (2013): The Miocene coastal vegetation of southwestern India and its climatic significance. Palaeoworld 22: 119-132.  http://dx.doi.org/10.1016/j.palwor.2013.10.001

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