27.11.2003 - 01.08.2004 | Sonderausstellung im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, Museum am Löwentor

Mit allen Sinnen – Forschung am Stuttgarter Naturkundemuseum

Sonderausstellung

Die großen naturkundlichen Forschungsmuseen der Welt – und in dieser Liga spielt Stuttgart – verstehen sich nicht nur als Orte der Umweltbildung, sondern darüber hinaus als wissenschaftliche Zentren. Hier wird auf Sammlungen und Arbeiten im Gelände basierende biologische Grundlagenforschung betrieben. In vier Fachabteilungen – Paläontologie, Zoologie, Entomologie und Botanik – arbeiten 22 Wissenschaftler an zahlreichen Projekten, unterstützt vom wissenschaftlichen Nachwuchs und vielen Kollegen, die über befristete Verträge Partner für einzelne Forschungsvorhaben sind.

Diese Ausstellung ist ein Experiment. Vier Absolventen der Fachschule für Werbegestaltung Stuttgart haben das Museum tagelang bereist und aus jeder der Fachabteilungen ein aktuelles Forschungsprojekt ausgewählt, das sie unserem Publikum vorstellen. Insgesamt also eine höchst unvollständige Darstellung unserer Arbeit, nichtsdestoweniger aber ein repräsentativer Querschnitt – und auch für die Museumsmitarbeiter eine sehr interessante Blickrichtung “von außen nach innen”.

Es entstanden vier ganz unterschiedlich gestaltete “Inseln”, in denen Sie Einblick in den wissenschaftlichen Alltag und typische Forschungsansätze erhalten und selber aktiv werden können. Nachvollziehen und Mitmachen stehen auch im Mittelpunkt: Am “Knoten” zwischen den Inseln bieten mit Binokularen, einer kleinen Bibliothek und zahlreichen Objekten ausgestattete Arbeitstische viele Möglichkeiten, selber zum Forscher zu werden. Die Vielfalt der Projekte am Stuttgarter Naturkundemuseum lässt sich hier auch über den Computer abrufen.

Insel “Froschkonzert”:

Andreas Schlüter und Axel Kwet erforschen seit vielen Jahren die Artenvielfalt der Amphibien Südamerikas. Ein Expeditionszelt vermittelt eine abenteuerliche Atmosphäre: Feldbett, Moskitonetz, Petroleumlampen, Käscher... Sage mir, wie du quakst und ich sage dir, wer du bist: Interaktiv lassen sich bioakustische Forschungsmethoden nachvollziehen, die bei der Erfassung der Frosch-Fauna eine überragende Rolle spielen.

Insel “Zeitkapsel”:

Ein einziges, dazu auch noch winziges, Objekt steht hier im Mittelpunkt: eine vor etwa 40 Millionen Jahren in (später in Bernstein verwandeltes) Baumharz eingeschlossene Palmwanze. Verblüffend, welche weitreichenden Informationen und Schlüsse der Paläontologe Günter Bechly dem unscheinbaren Insekt entlocken kann.

Insel “Durchatmen”:

 An acht verschiedenen Arten zeigt Martin Nebel, dass Moos nicht gleich Moos ist. So verschieden das Aussehen, so unterschiedlich auch die Reaktion auf Schadstoffe aus der Luft. Moose sind hervorragende Bioindikatoren. Was eine Art gut wegsteckt, bringt der anderen den schleichenden Tod. Langzeitstudien und Verbreitungskarten helfen, Stand und Entwicklung der Schadstoffbelastung sowohl großflächig als auch kleinräumig zu dokumentieren.

Insel “Das Große Krabbeln”:

Etwa Drei Viertel aller (5, 10, 20 oder 50 Millionen?) Tierarten auf unserem Planeten sind Insekten. Ordnung in ihre schier unerschöpfliche Vielfalt bringen zahlreiche, überwiegend an Museen arbeitende Spezialisten. Bei uns ist das zum Beispiel Wolfgang Schawaller, der die Käferfauna Nepals erforscht. Unsere Besucher begleiten ihn nicht auf eine seiner abenteuerlichen Expeditionen, sondern in die Magazine des Museums. Dort können Sie selbst in die Rolle des Wissenschaftlers schlüpfen, um Ihre Ausbeute sicher zu bestimmen.