Schloss Rosenstein
Ein "Königliches Landhaus" gab König Wilhelm I. von Württemberg bei seinem Hofbaumeister, dem aus Florenz stammenden Architekten Giovanni Salucci (1769-1845) in Auftrag. Zahlreiche Projektentwürfe folgten, der elfte fand endlich Gnade vor den Augen des Königs. Am 31.5.1824 wurde der Grundstein zu einem der schönsten klassizistischen Gebäude Württembergs gelegt. Sechs Jahre später wurde das Schloss eingeweiht.
Das Schloss und der gleichzeitig angelegte Park, hoch über dem Neckarknie gelegen und mit der Innenstadt durch die Schlossgärten verbunden, spiegeln auch heute noch die Idee und den Charme des in einen englischen Garten eingebetteten Landhauses wieder, auch wenn die Stadt den Park inzwischen völlig einschließt und der Blick über den eingezwängten Neckar die einstige weite Flusslandschaft kaum mehr erahnen lässt. Nach wie vor besticht das Schloss durch seine ebenmäßige, beiderseits durch drei Portiken gegliederte Fassade. Im Inneren hat sich Schloss Rosenstein allerdings grundlegend verändert, eine Folge der weitgehenden Zerstörung im Jahr 1944.
"Überall muss äußerste Sparsamkeit zur Richtschnur genommen werden" – trotz dieser Vorgabe Wilhelms I. war das Schloss ursprünglich prächtig ausgestattet. Die klassizistische Säulenhalle mit ihrem Tonnengewölbe, deren kühle, weiße Eleganz uns heute beeindruckt, war reich mit Fresko-Malereien verziert, die Räume – wesentlich mehr und entsprechend kleiner als heute – ebenfalls fein ausgemalt, die Böden überwiegend aus eichenem Parkett, häufig mit Einlegearbeiten.
Von dieser Innenausstattung ist wenig geblieben. Einzig der umlaufende Fries in der Säulenhalle, von Konrad Weitbrecht (1796-1836) in den Jahren 1826-28 geschaffen, zeugt von einstiger Pracht. Auf 65,3 Metern Länge zeigt er das Landleben im Königreich Württemberg im Lauf der vier Jahreszeiten, an dem der (Land-)Wirtschaftsförderer Wilhelm I. stets sehr regen Anteil nahm und entscheidende Impulse gab.
Bei einem im Jahr 1993 abgeschlossenen Umbau des Gebäudes wurde seine zeitweise verloren gegangene innere Symmetrie wieder hergestellt. Der linke der beiden ehemaligen Innenhöhe (Walsaal) war bereits beim Wiederaufbau nach dem Krieg ohne seine Innenfassade aufgeführt und überdacht worden. Nun erhielten beide Innenhöfe eine gleich gestaltete, von filigranen Stützen getragene Deckenkonstruktion.
Schloss und Park Rosenstein bilden eine landschaftsarchitektonische Einheit. Mit der Grundsteinlegung des Gebäudes wurde auch mit der Gestaltung des Parks begonnen. Dafür sicherte man sich die Kompetenz englischer Gartenbaumeister, die Pläne einreichten. Schließlich fuhr der Stuttgarter Oberhofgärtner Bosch persönlich nach England, um dortige Parkanlagen zu studieren; ihm wurden dann die weiteren Planungen übertragen.
Ein reiner "Lustgarten" war der umzäunte und nicht öffentlich zugängliche Rosensteinpark nicht. Wilhelm I. ließ am nördlichen Parkrand eine Meierei errichten, die den Park landwirtschaftlich nutzte und wo mit der Züchtung einer neuen Rinderrasse ("Rosensteiner") experimentiert wurde – getreu Wilhelms Devise, "das Angenehme sollte überall mit Nützlichem verbunden sein".
Nicht nur landschaftlich und gartenarchitektonisch ist der Rosensteinpark ein Kleinod. Als Teil der "Grünen Lunge" Stuttgarts gehört er zu den wichtigsten Naherholungsgebieten der Stadt. Trotz Großstadt und Publikumsverkehr ist der Park Lebensraum vieler Tierarten, darunter auch seltener. Legendär ist der Park als "Hasenparadies": Nirgends im Land leben Feldhasen in größerer Dichte als hier. Das – aus der Sicht des Naturschutzes – größte Kapital des Parks sind seine Bäume. Alte Bäume, mit Höhlen, Wunden, absterbenden Ästen, sind ein Kosmos für sich. Viele Vögel nisten hier. Besonders hervorzuheben sind Hohltaube und Halsbandschnäpper, beides Höhlenbrüter ebenso wie die exotisch wirkenden Gelbstirn-Amazonen, die sich seit Jahrzehnten erfolgreich hier vermehren. Neben den Vögeln profitieren vor allem viele Insektenarten von den alten Bäumen, darunter der Eremit oder Juchtenkäfer, eine in Mitteleuropa stark gefährdete Käferart.
Text leicht gekürzt aus: Schmid, U. (2007): Schloss Rosenstein. Führer durch die Ausstellung. Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie C, 63, 96 Seiten.