Natur in der Stadt - ist das nicht ein Widerspruch? Für viele Menschen sind "Stadt" und "Natur" zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen. In der Stadt herrschen ganz andere Bedingungen als in freier Natur. Das Klima ist wärmer, Wasser fließt schneller ab oder verdunstet gleich. Es ist länger hell und nie ganz dunkel. Freiflächen werden bebaut, durch Abriss entstehen neue Schotterflächen. Ständige Veränderung ist typisch für die Stadt.
Auf diese Bedingungen müssen sich Tiere und Pflanzen einstellen, die hier leben wollen. Für manche ist das gar nicht so schwer: Sie stammen aus einem Lebensraum, der dem in der Stadt gleicht (etwa aus felsigen Gebieten). Andere haben ihre Gewohnheiten beim Umzug in die Stadt geändert. Wie Tiere und Pflanzen den Weg in die Stadt finden und woher sie kommen, zeigt unsere Ausstellung. Sie soll aber auch dazu anregen, etwas für mehr Natur in der Stadt zu tun. Das fängt beim Rasen hinter dem Haus oder bei der Fassadenbegrünung an und hört bei der Mauer um die Ecke noch lange nicht auf. Machen Sie mit uns eine Entdeckungsreise vor der Haustür, suchen Sie Natur. Sie werden überrascht sein, wieviel es davon auch in der Stadt gibt.
Ein paar Gründe, in der Stadt zu leben...
Für Felsbewohner wie den Hausrotschwanz sind Städte wunderbare Wohngebiete. Aus dem Gebirgsvogel wurde ein Kulturfolger. Auch viele Amseln sind in die Städte gezogen. Dort brüten sie, trotz einiger Verluste durch Katzen und Autos, erfolgreicher als ihre Artgenossen im Wald, leben in größerer Dichte und überstehen den Winter besser. Selbst in eisigen Winternächten ist es in Städten nämlich immer ein paar Grad wärmer als im Umland. Grund auch für riesige Starenschwärme, mitten in der City zu übernachten.
Andere Arten meiden dagegen die Nähe des Menschen. Viele Beutegreifer gehören zu dieser Gruppe. Und wo keine Feinde jagen, fühlen sich die Gejagten wohl.
Zahlreiche Tiere werden vom reichen Nahrungsangebot in die Städte gelockt. In unserer Wohlstands- und Wegwerfgesellschaft ist der Tisch für "Kulturfolger" wie die Ratten reich gedeckt. Auch für Ödlandbewohner sind Städte manchmal letzte Zuflucht. Viele Insektenarten sind auf bestimmte Nahrungspflanzen angewiesen, die in den Augen der meisten Menschen schlicht "Unkraut" sind. Weil die freie Feldflur inzwischen durch intensive Landwirtschaft über weite Strecken zur "biologischen Wüste" gemacht wurde, können Industriebrachen oder Bahndämme lebensrettend sein.