Restaurierung gefährdeter Fossilien
Eine Ausstellung im Rahmen der Reihe „museum spezial“ im Museum am Löwentor
Laufzeit 13.10.16 - 26.03.17
Fossilien aus Holzmaden gehören zu den wertvollsten unserer Sammlung. Bereits im 18. Jahrhundert wurden sie als etwas ganz Besonderes erkannt und seither gezielt gesammelt. Aber was vor 182 Millionen Jahre die Entstehung und sensationelle Erhaltung dieser Fossilien förderte, gefährdet sie heute: die spezielle chemische Zusammensetzung der Sedimente, in denen sie eingebettet sind.
Die schwarzen Schiefer entstanden aus Faulschlamm, der sich am Boden eines schlecht durchlüfteten Meeres gebildet hatte. In dieser lebensfeindlichen Umgebung zersetzten sich abgesunkene Kadaver kaum; so entstanden die hervorragend erhaltenen Fossilien.
Unter diesen speziellen Bedingungen entstanden allerdings leider auch Schwefelverbindungen, die den Fossilien jetzt zum Verhängnis werden können. Bei der Fossilisation lagern sich Pyrit und Markasit – beides Eisendisulfide – ein. Durch den Kontakt mit Wasser (es genügt bereits eine hohe Luftfeuchtigkeit) und Sauerstoff kann dieses Schwefeleisen oxidieren: der berühmt-berüchtigte und in seinen Einzelheiten noch nicht endgültig geklärte Pyrit-Zerfall. Es bilden sich Eisensulfat und aggressive Schwefelsäure, die sich in das Fossil frisst. Zudem kommt es zu Ausblühungen: Das Schwefeleisen nimmt an Volumen zu, so dass ganze Knochen herausbrechen können.
Gefördert von der Kulturstiftung der Länder im Rahmen der Initiative „KUNST AUF LAGER“ rettete die Restauratorin Cristina Gascó Martín sieben historisch und wissenschaftlich wertvolle Fossilplatten vor dem Zerfall. Die Erkenntnisse, die dabei gewonnen wurden, helfen uns bei weiteren Fossil-Sanierungen.
Wie aufwendig eine solche Rettungsaktion ist, zeigen wir in unserer Reihe „museum spezial“. Wir beleuchten das Thema dabei aus vielen verschiedenen Perspektiven: Wie sind die Fossilien entstanden? Was genau spielt sich ab, wenn sie „erkranken“? Und – gezeigt am Original und im Film – wie sieht die Heilung aus?
Neben den sieben genesenen Patienten sehen Sie viele weitere Objekte, darunter auch akut erkrankte, die als nächste auf dem Tisch der Restauratorin landen werden. Natürlich fehlen auch Steckbriefe der Bösewichte Markasit und Pyrit nicht. Ein Bonus für den Kenner: Fossilien aus der Sammlung des berühmten Paläontologen Friedrich August Quenstedt (1809-1889), die schwerkrank und hoch gefährdet vor einigen Jahren ans Museum kamen und hier nun unter optimalen Bedingungen aufbewahrt werden.