12.09.2023

Aufruf zu verstärkten Anstrengungen zum Schutz der Bienen in Asien

PRESSEMITTEILUNG
Biene der Art Halictus sp. beim Besuch einer Blüte.
Biene der Art Halictus sp. beim Besuch einer Blüte. Copyright: Zhou Qingsong.

Stuttgart, 12.09.2023. Im Zuge der Klimakrise und des Insektensterbens haben in den letzten Jahren unzählige Studien über Bienen für Schlagzeilen gesorgt. Darunter finden sich viele Forderungen nach Schutzmaßnahmen, um den Rückgang von Bienen und anderen Bestäubern einzudämmen oder aufzuhalten. Fast alle dieser Studien wurden in westlichen Ländern durchgeführt und sind nicht repräsentativ für den Rest der Welt. Um zu verstärkten Anstrengungen zum Schutz der Bienen in Asien aufzurufen, haben sich nun 74 Wissenschaftler*innen aus über 13 Ländern, um Dr. Michael Orr vom Naturkundemuseum Stuttgart, zusammengetan und einen Fahrplan für die Zukunft der Bienenforschung in Asien erstellt. Diesen Plan hat das Team in der Fachzeitschrift „Biological Conservation“ publiziert.

Wichtige Ökosystemleistungen zum Erhalt der Biodiversität in Asien
Der Naturschutz in Asien ist von entscheidender Bedeutung, da mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in dieser Region lebt und die Ernährungssicherheit nach wie vor eine große Herausforderung darstellt. Das bedeutet, dass uns nur noch wenig Zeit bleibt, um wichtige Ökosysteme zu schützen und Lebensräume, die darin lebenden Arten und die von ihnen erbrachten Leistungen zu erhalten. Dabei spielen die einheimischen Bienen eine ökologische und auch wirtschaftliche Schlüsselrolle für Asien. Für eine nachhaltige Entwicklung in der Region ist es daher von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie die Bienenvielfalt erhalten und verwaltet werden kann.

Detailliertes Wissen zu Verbreitung und Ökologie notwendig
Bienen zählen zu den weltweit wichtigsten und bekanntesten Bestäubern im Tierreich. Sie sind sowohl für die Arterhaltung vieler Pflanzen als auch für die Landwirtschaft unabdingbar. Besonders in vielen dicht besiedelten Regionen Asiens spielen bestäubende Insekten eine entscheidende Rolle. Von den weltweit rund 20 000 beschriebenen Wildbienenarten leben etwa 15 % im asiatischen Raum. Diese sind allerdings bisher kaum untersucht. „Das größte Hindernis ist das fehlende Wissen darüber, wo und wie die Arten leben sowie das fehlende Fachwissen, um Arten genau zu bestimmen. Zusammen beeinträchtigen diese Probleme praktisch alle nachgelagerten Forschungsarbeiten“, so Dr. Michael Orr. 

Ausbau der Grundkenntnis vor Ort, Kooperationen, Öffentlichkeitsarbeit
Die Autoren empfehlen nachdrücklich, mehr Ressourcen in den Aufbau von Grundkenntnissen vor Ort über die biologische Vielfalt der Bienen in Asien zu investieren. 
Neben und aufbauend auf diesen Bemühungen müssen ökologische Studien auf nationaler und regionaler Ebene durchgeführt werden, um besser zu verstehen, wie die Bestäubergemeinschaften und die von ihnen erbrachten Ökosystemleistungen am besten erhalten werden können. „Grenzüberschreitende Partnerschaften müssen im Mittelpunkt künftiger Bemühungen stehen. Angesichts der komplexen politischen Dynamik in der Region können Wissenschaft und Forschung dazu beitragen, einige dieser Gräben zu überwinden, aber ein offenerer Austausch von Proben und Daten ist der Schlüssel dazu“, so Dr. Michael Orr. 

Um ihr maximales Potenzial auszuschöpfen, müssen die Erhaltungsbemühungen auch multidisziplinär sein, so die Autoren. Sie müssen Fachbereiche und Methoden sowie Regierungs-, NRO- und Forschungspersonal miteinander verbinden, um die Forschung besser in praktische Anwendungen und ein effektives Erhaltungsmanagement für Bienen in ganz Asien umzusetzen. Besonders wichtig erscheint den Autoren, auch mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen um mehr politische und gesellschaftliche Unterstützung zu werben.

Besonderes Augenmerk muss beim Schutz der Bienen in Asien auf Arten gelegt werden, die unter Naturschutz stehen, wie etwa die größte Biene der Welt, die indonesische Megachile pluto, die häufig online für exorbitante Summen an westliche Käufer verkauft wird, obwohl sie von der IUCN als "gefährdet" eingestuft wird.

Für die Redaktionen

Originalpublikation:
Warrit, N., et al. 2023. Opportunities and challenges in Asian bee research and conservation. Biological Conservation, 110173.
DOI: 10.1016/j.biocon.2023.110173
Veröffentlichungsdatum: 07.08.2023

Das Naturkundemuseum Stuttgart:
Das Naturkundemuseum Stuttgart ist ein zukunftsorientiertes Forschungs- und Kommunikationsinstitut. Seine Forschungssammlungen, die Archive der Vielfalt, beinhalten über 12 Millionen Objekte. Das Museum erforscht die Evolution des Lebens und analysiert die Artenvielfalt verschiedener Ökosysteme und vermittelt Forschungserkenntnisse an die breite Öffentlichkeit.
www.naturkundemuseum-bw.de

Kontakt für Fachinformationen:
Dr. Michael C. Orr
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Germany
Tel. +49/(0)711/89 36/237
E-Mail: michael.orr(at)smns-bw.de
Dr. Michael Orr steht Ihnen für weiterführende Informationen und Interviews gerne zur Verfügung.

Pressekontakt:
Meike Rech
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Germany
Tel. +49/(0)711/8936/107
E-Mail: meike.rech(at)smns-bw.de

Bildmaterial:
Bild 1: Bild1_Ceratina_sp__Michael_Orr
Beschreibung: Anders als die meisten Bienen, die in der Erde nistet, nisten diese Ceratina-Art in Zweigen, die sie aushöhlen. Aufgenommen in Xishuangbanna.
Urhebervermerk: Michael Orr

Bild 2: Bild2_Halictus_sp__Qingsong_Zhou
Beschreibung: Diese Halictus-Art gehört zu den 15 % der Bienenarten, die sozial sind. Das bedeutet, dass sie in kooperativen Gruppen zusammenleben, ähnlich wie die bekannteren Honigbienen. Aufgenommen in Peking.
Urhebervermerk: Qingsong Zhou

Bild 3: Bild3_Nomada_sp__Qingsong_Zhou
Beschreibung: Bienen gibt es in allen Formen und Größen, aber die parasitären Bienen der Gattung Nomada sind aufgrund ihres wespenartigen Aussehens außergewöhnlich. Aufgenommen in Peking.
Urhebervermerk: Qingsong Zhou

Bild 4: Bild4_Thyreus_sp__Michael_Orr
Beschreibung: Diese leuchtend blaue Thyreus-Art aus Westpapua ist eine parasitische Biene, d. h. sie dringt in die Nester anderer Bienenarten ein und übernimmt sie, um ihren Nachwuchs zu versorgen. Aufgenommen in Cenderawasih.
Urhebervermerk: Michael Orr

Bitte beachten Sie, dass eine Verwendung des Bildmaterials nur mit Urhebervermerk gestattet ist. Vielen Dank.

You can find this press release in English here on our website: https://www.naturkundemuseum-bw.de/en/press