25.11.2022

Nachhaltige Weidewirtschaft – "think global, act local"

Pressemitteilung
Zwei Wissenschaftler sitzen in trockener Graslandschaft und untersuchen Pflanzen
Dr. Pierre Liancourt und Dr. Ayman Salah bei der Durchführung der Studie, P. Liancourt & A. Salah.

Aktuelle Publikation in Science zum Thema „Nachhaltige Weidewirtschaft“ unter Beteiligung von Dr. Pierre Liancourt vom Naturkundemuseum Stuttgart.

Weidewirtschaft gehört zu den wichtigsten Formen  der Landnutzung, vor allem in Trockengebieten, die etwa 41% der Erdoberfläche einnehmen. Ein Drittel der Menschheit lebt hier – und die Hälfte des globalen Viehbestands. Trotz der enormen wirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung der Weidewirtschaft gab es bislang keine Studie, die versucht hat, die  Auswirkungen der Beweidung auf die Ökosysteme in globalem Maßstab zu bewerten. Diesen Fragen widmete sich nun ein internationales Team aus über 100 Forscher*innen unter Leitung von Dr. Fernando T. Maestre vom „Dryland Ecology and Global Change Lab“ der Universität von Alicante. Mit dabei: Unser neuer Kollege Dr. Pierre Liancourt, der für die Studie in Palästina war und dort mit örtlichen Kollegen Daten aufgenommen hat.

Die Ergebnisse wurden nun im Magazin Science veröffentlicht.

Ausgewertet wurden Daten aus 326 Trockengebieten in 25 Ländern aus allen Kontinenten. Dabei wurden die Auswirkungen der Beweidung unter anderem auf Bodenfruchtbarkeit, Produktivität, Erosion und Klima erfasst. Eines der wichtigsten Ergebnisse: Während Beweidung in kühleren Gebieten positive Effekte hat, überwiegen die negativen Auswirkungen starker Beweidung, wenn es wärmer wird: Die Bindung von Kohlenstoff nimmt ab, Erosion nimmt dagegen zu. Dieser Effekt tritt vor allem bei starker Beweidung auf, bei mäßiger Beweidung dagegen bleibt ein höheres Maß an Resilienz gegen Klimaschwankungen erhalten. Es kommt daher entscheidend auf die lokalen Bedingungen und angepasstes Management an, wie dem Klimawandel am besten begegnet werden kann.

Diese Erkenntnisse sind von großer praktischer Bedeutung: Sie tragen dazu bei, nachhaltigere Formen der Weidewirtschaft in den vom Klimawandel und Wüstenausdehnung stark betroffenen Trockengebieten zu entwickeln.

Die Studie wurde durchgeführt unter der Leitung des "Dryland Ecology and Global Change Laboratory" an der Universität von Alicante in Spanien und ist Teil des Projekts BIODESERT. Dieses Projekt wird vom Europäischen Forschungsrat der Europäischen Kommission gefördert.

Für die Redaktionen

Originalpublikation:
Maestre, F.T. et al. “Grazing and ecosystem service delivery in global drylands”. Science (2022), doi: 10.1126/science.abq4062
Veröffentlicht am 24.11., 20 Uhr

Kontakt für Nachfragen (auf Englisch und Französisch):
Dr. Pierre Liancourt, Nachwuchsgruppenleiter „Funktionelle Pflanzenökologie“
Email: pierre.liancourt@smns-bw.de
Telefon: 0711 / 8936-210

Pressekontakt:
Tobias Wilhelm
Email: tobias.wilhelm@smns-bw.de
Telefon: 0711 / 8936-104

Bildnachweise:
Bild 1: Bild_1_Dr_Pierre_Liancourt_and_Dr_Ayman_Salah.jpg
Beschreibung: Dr. Pierre Liancourt und Dr. Ayman Salah bei der Durchführung der Studie
Urhebervermerk: P. Liancourt & A. Salah

Bild 2: Bild_2_mediterranes_Buschland_Palästina_Pierre_Liancourt_Ayman_Salah.jpg
Beschreibung: Mediterranes Buschland in der Nähe von Hebron, Palästina
Urhebervermerk: P. Liancourt & A. Salah

Bild 3: Bild_3_grasende_Ziegen_Pierre_Liancourt_Ayman_Salah.jpg
Beschreibung: Grasende Ziegen
Urhebervermerk: P. Liancourt & A. Salah