21.10.2020

„Tertiär – Geboren aus der Katastrophe“- neuer Ausstellungsbereich im Museum am Löwentor

Pressemitteilung
Personen vor dem Modell des Kopfes eines Megalodon
Foto: SMNS/M. Kovalenko

Stuttgart, 21.10.2020. Im Museum am Löwentor öffnet am 22.10.2020 der neue Dauerausstellungsbereich „Tertiär - Geboren aus der Katastrophe" für die Besucherinnen und Besucher. Der Ausstellungsteil thematisiert den Aufstieg der Säugetiere nach dem Aussterben der Dinosaurier vor ca. 66 Millionen Jahren. Einmalige Fundstellen in Süddeutschland geben faszinierende Einblicke in die Flora und Fauna des Tertiärs. Ein nachgebildeter Lebensraum zeigt Szenen aus dem durch den Einschlag eines Asteroiden entstandenen, weltberühmten „Steinheimer Becken“. Hier sind Modelle von urzeitlichen Vampirhirschen zu sehen und einem Bärenhund, der Hirschferkel jagt. Nachbildungen von Triceratops und Megalodon, dem riesigen Urzeithai, sind weitere Highlights des neuen Ausstellungsteils. Neben einer Fülle von einmaligen Originalfossilien sind die Lebensräume und die Modelle von Urzeittieren die Besuchermagneten des Museums. Besonders imposante Tiere der Tertiär-Zeit waren die Gomphotherien, drei Meter hohe Urzeitelefanten mit vier Stoßzähnen, die vor 13,5 Millionen Jahren in Baden-Württemberg lebten und deren Nachbildungen am Museumsteich zu sehen sind.

Vor 66 Millionen Jahren änderte sich das Leben auf der Erde. Die Zeit der Saurier war vorbei. Das Ende kam aus dem All: Der Einschlag eines Asteroiden, heftige Vulkanausbrüche und nachfolgende Klimaveränderungen setzten den Schlusspunkt unter die Ära der Dinosaurier. Eine jahrmillionenlange Erfolgsgeschichte fand in einem der größten Massenaussterben, das den Planeten Erde je heimgesucht hat, ein abruptes Ende. Der Untergang der Dinosaurier erwies sich allerdings als Chance für die Säugetiere. Nach 150 Millionen Jahren Schattendasein in einer von den Sauriern beherrschten Welt wird die Erde zum Planeten der Säugetiere.

„Tertiär“ wird das Zeitalter genannt, das mit dem Asteroideneinschlag begann und bis zum Eiszeitalter vor 2,6 Millionen Jahren dauerte – ein langer und in Südwestdeutschland besonders ereignisreicher Zeitraum: Tektonische Kräfte sorgen dafür, dass sich die Erde großräumig aufwölbt, bis schließlich der Rheingraben einbricht. Im Süden steigen allmählich die Alpen empor und erodieren gleichzeitig schon wieder. Die Schuttmassen landen zwischen Alpen und Alb, zunächst in einem Meer, später in einer Seenplatte.

Vulkanismus erschüttert auch Südwestdeutschland ebenso wie neue Einschläge aus dem All, die vor 14,8 Millionen Jahren den mächtigen Krater des „Nördlinger Ries“ und den kleineren des „Steinheimer Beckens“ schlugen. All das ist dokumentiert in Fundstellen, die vom Naturkundemuseum Stuttgart seit Jahrzehnten mit wissenschaftlichen Grabungen erschlossen werden und die eine der wesentlichen Grundlagen der Arbeit des Museums sind.

Mit dem Dauerausstellungsbereich „Tertiär“ schließt das Museum die letzte Lücke der grundlegenden Neugestaltung der Ausstellungen im Museum am Löwentor: Ab jetzt ist eine fast lückenlose Zeitreise durch 250 Millionen Jahre südwestdeutsche Erdgeschichte möglich. Auch medial können die Besucherinnen und Besucher eindrucksvoll mitten hinein in frühere Lebenswelten eintauchen, die die Experten und Expertinnen des Naturkundemuseums aus den Fossilbefunden in allen Einzelheiten rekonstruieren können.


Stimmen zur neuen Dauerausstellung  „Tertiär – Geboren aus der Katastrophe“ im Museum am Löwentor:
 

Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg: 

„Die gewaltige Klimaveränderung durch Asteroideneinschläge und Vulkanausbrüche, das Aussterben der Dinosaurier und das Entstehen neuer Säugetiere vor über 66 Millionen Jahren üben auf Kinder, aber auch Erwachsene eine große Faszination aus. Es ist der besondere Verdienst der Naturkundemuseen, diese erdgeschichtlichen Vorgänge basierend auf fundierten Forschungsergebnissen anschaulich und verständlich zu vermitteln. Ich bin sicher, dass auch der neue Ausstellungsbereich im Museum am Löwentor  ‚Tertiär – Geboren aus der Katastrophe‘ beim Publikum sehr gut angenommen und uns weitere Einblicke in diese spannende Zeit geben wird.“

Prof. Dr. Johanna Eder, Wissenschaftliche Direktorin des Naturkundemuseums Stuttgart: 

„Mit dem Bereich „Tertiär“ schließen wir die Runderneuerung der Ausstellung im Museum am Löwentor ab. Die Präsentation folgt jetzt an jeder Stelle des Museums dem Konzept „Originalfossilien – Fundsituation – realitätsgetreue Nachbildung“. Dieser Dreiklang wird durch interaktive, teils mediale Mitmachstationen für Besucherinnen und Besucher jeden Alters ergänzt. Das Museum am Löwentor ist nun komplett modernisiert und an die aktuellen Anforderungen eines wissensvermittelnden und erlebnisorientierten Hauses angepasst, dessen Inhalte auf aktueller Wissenschaft und Forschung basieren. Ich freue mich, dass dies gelungen ist, ehe ich in den Ruhestand trete.“
 

Dr. Michael Rasser, Kurator der Ausstellung: 

„Das Tertiär mit seinen geologischen und biologischen Umwälzungen ist eine Welt im Wandel und zeigt, wie sich das Leben in Zeiten klimatischer Umbrüche verändern kann: Das Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren macht Platz für die Evolution der Säugetiere, und auf eine tropische Umwelt mit Palmenstränden im frühen Tertiär folgt vor 2,6 Millionen Jahren das Quartär mit seinen kalten Klimaten, in denen bei uns Mammute und Rentiere lebten.“

Digitales Angebot:
Ab dem 21.10.2020 um 18 Uhr gibt es erste digitale Eindrücke, Grußworte und Making-of-Videos des neuen Ausstellungsbereichs. Am 21.10.2020 um 18:15 Uhr können Interessierte auf dem Instagram Kanal des Museum an einer Preview-Live-Führung mit dem Ausstellungskurator Dr. Michael Rasser teilnehmen. Instagram: @naturkundemuseumstuttgart
 

Förderer: Wir danken dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, dem Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. und der Gesellschaft zur Förderung des Naturkundemuseums Stuttgart e.V. für die Unterstützung und Förderung der Ausstellung.