21.03.2023

Artenvielfalt dokumentieren: Neues Grundlagenwerk über die Schmetterlinge Irans

Science News
Schmetterling (Zünsler)
Pyrausta sanguinalis, Copyright Peter Buchner

Taxonomische Forschung ist eine Basis des Schutzes unserer natürlichen Ressourcen

Unter der Federführung des Schmetterlingsexperten am Naturkundemuseum Stuttgart, Dr. Hossein Rajaei, haben sich 73 Schmetterlingsforscher*innen aus der ganzen Welt zusammengetan und einen vollständigen Katalog der im Iran vorkommenden Schmetterlinge erstellt. Diese umfassende Beschreibung der iranischen Schmetterlingsfauna mit dem Titel „Lepidoptera Iranica“ wurde nun in einem Sonderband der Fachzeitschrift des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart „Integrative Systematics“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftler*innen haben 13 Jahre an der Veröffentlichung gearbeitet. Hierzu wurden taxonomische Beschreibungen über die Fauna des Irans, einschließlich Abhandlungen, Büchern, Kurzberichten, Kongressbeiträgen, geografische Karten oder historische regionale Checklisten gesichtet und sämtliche Daten aktualisiert.

Die Autoren*innen haben alle bisher veröffentlichten Schmetterlingsdaten der letzten 225 Jahre kritisch überprüft und viele neue Belege aus den zahlreichen institutionellen und privaten Sammlungen hinzugefügt. „Wir konnten bei unseren wissenschaftlichen Untersuchungen drei neue Schmetterlingsfamilien und 182 für den Iran noch nicht bekannte Arten nachweisen. Darunter waren vier wissenschaftlich neue, unbekannte Arten und noch nicht beschriebene Arten“, freut sich der Initiator des Projekts Dr. Hossein Rajaei.

Insgesamt konnten für den Iran 4812 Schmetterlingsarten von den Forschenden belegt werden. Diese Art von taxonomischer Grundlagenforschung ist wesentlich für den Schutz der Biodiversität, die eine der grundlegenden Ressourcen unseres Planeten ist. Iran ist auf Platz 18 der größten Länder der Welt. Mit äußerst komplexen Klima- und Lebensraummerkmalen ist das Land eines der interessantesten Ziele für Insektenkundler, einschließlich der Schmetterlingsforscher. Trotz mehrerer Versuche in der Vergangenheit war die Schmetterlingsfauna des Irans bisher nicht vollständig und richtig katalogisiert. Dies erschwerte die Erforschung der Lepidoptera (Schmetterlinge) in diesem Land und führte zu vielen Missverständnissen oder Fehlinterpretationen in den jüngsten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesen Tieren.

In Zeiten des Klimawandels ist die Erfassung der Artenvielfalt weltweit besonders wichtig

Dabei ist für den Herausgeber der „Lepidoptera Iranica“ die genaue Erfassung der globalen Artenvielfalt in Zeiten des Klimawandels und Artensterbens besonders wichtig.

„Wir sehen, dass Arten in andere Regionen einwandern oder im schlimmsten Fall verschwinden. Wir können nur effizienten Artenschutz betreiben und zum Erhalt der Biodiversität beitragen, wenn wir wissen, welche Arten, wo genau vorkommen. Ich bin sehr glücklich, dass wir nun für den Iran ein wichtiges Grundlagenwerk im Bereich der Schmetterlingsforschung vorlegen können“, so der Schmetterlingsexperte Dr. Hossein Rajaei.