Die Lokalität Höwenegg ist eine der bedeutendsten unter den wenigen Wirbeltierfundstellen, die es überhaupt im Ober-Miozän Süddeutschlands gibt. An ihr wurde in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter der Leitung von Prof. Tobien (damals Darmstadt) und Dr. Jörg (Naturhistorisches Museum Karlsruhe) eine mehrjährige systematische Grabung durchgeführt, die vor allem durch den Fund zahlreicher mehr oder weniger vollständiger Säugetierskelette von sich reden machte.
Ein im Jahre 2002 ins Leben gerufenes gemeinsames Projekt der Naturkundemuseen Stuttgart und Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Universität Washington (Prof. Bernor) hat sich zum Ziel gesetzt, die Grabung an der Fundstelle wieder aufzunehmen, um die zahlreichen noch ungeklärten Fragen zu ihrem exakten Alter, ihrer Sedimentologie und Taphonomie und ihrem Fossilinhalt einer Beantwortung näher zu bringen.
Die Wirbeltierfundstelle am Höwenegg
Dazu wurde im Sommer 2003 eine vierwöchige Pilotgrabung durchgeführt, die zunächst einmal feststellen sollte, ob noch fossilführende Sedimente vorhanden sind. Zunächst wurde ein schon 1992 angelegter Profilschurf wieder freigelegt. Bei dieser Gelegenheit wurden bereits eine ganze Reihe von Wirbeltierresten entdeckt, darunter zwei annähernd vollständige Skelette der Antilope Miotragocerus, eines davon ein Muttertier mit Embryo. Sie bestätigten, dass eine Fortführung der Grabung unbedingt lohnend erscheint.
Das Profil der Schichtfolge an der Grabungsstelle
Um das genaue Alter einer Fundstelle festzustellen, haben sich neben absoluten Datierungen die Untersuchungen an Zähnen mancher Kleinsäugern als äußerst hilfreich erwiesen, da diese einerseits ihr Kauflächenbild während der Tertiärzeit auf Grund der raschen Evolution der Tiere charakteristisch verändern, andererseits durch Ausschlämmen des Sediments große, statistisch relevante Mengen gewonnen werden können. Daher wurden erste Schlämmproben genommen, die auch schon solche Zähne, wenn auch noch nicht in der erhofften Menge und Vielfalt, enthielten.
Des weiteren sind Wirbellose und Samen von Pflanzen in diesen Proben enthalten, mit deren Hilfe sich die ökologischen und klimatischen Bedingungen zur damaligen Zeit feststellen lassen.
Ziel der Analyse ist es, die damalige Organismenwelt möglichst vollständig zu erfassen und die klimatischen und geographischen Bedingungen, unter denen sie lebte, zu rekonstruieren.