Fossile aquatische Wirbeltiere
Meine Forschungsinteressen orientieren sich an folgenden Fragen: Gibt es einen Zusammenhang zwischen innerartlicher Variation und der Richtung der Evolution? Was können wir über die Ontogenese ausgestorbener Arten herausbekommen? Welche abiotischen Faktoren spielen bei der Variation eine Rolle, vor allem meristischer (die Anzahl von Elementen betreffend)? Gegenwärtig untersuche ich marine Wirbeltiere aus dem süddeutschen Unterjura auf diese Fragen.
Der Posidonienschiefer wurde im späten Unterjura (Toarcium, vor ca. 180 Millionen Jahren) binnen zwei bis drei Millionen Jahren abgelagert. Kennzeichnend für den schwarzen Ölschiefer ist die exzellente Erhaltung seiner Fossilien, darunter Wirbeltiere und Invertebraten mit fossilisierten Weichteilen. Posidonienschiefer gibt es in Süddeutschland und in der Nordschweiz, und er wird noch in der Region von Holzmaden in Baden-Württemberg kommerziell abgebaut. Die großen Sammlungen von Fossilien aus dem Posidonienschiefer sind das Ergebnis von 400 Jahren Schieferabbau. Ich untersuche derzeit die Beziehungen zwischen morphologischen und ökologischen Veränderungen der Fische und marinen Reptilien aus dem Posidonienschiefer und gut dokumentierten Umweltveränderungen wie Klimaerwärmung und Meeresspiegelanstieg im frühen Toarcium.
Ichthyosaurier sind eine Gruppe sekundär mariner Reptilien, die oberflächlich heutigen Delphinen ähnlich sind. Sie erschienen in der frühen Trias und entwickelten rasch eine Reihe von Eigenschaften, die man als Anpassung an eine zunehmende pelagische Lebensweise deutet. Das Interesse an der Erforschung der Ichthyosaurier hat in der letzten Jahren stark zugenommen, was sich in einer Vielzahl von Beschreibungen neuer Arten weltweit niederschlägt. Die verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Ichthyosaurier sind aber nach wie vor umstritten. In gemeinschaftlichen Projekten mit Kollegen aus verschiedenen Ländern beschreibe ich neuen Arten und versuche ihre verwandtschaftlichen Beziehungen aufzuklären. Außerdem untersuche ich die Faktoren, die die innerartliche Variation der Ichthyosaurier kontrollieren.
Die Pachycormiden sind eine Gruppe von Knochenfischen, die für die Entwicklung riesenwüchsiger Suspensionsfresser besonders gut bekannt ist, aber auch kleine bis mittelgroße fisch- und tintenfischfressende Arten umfasst. Pachycormiden zeichnen sich durch eine Vielfalt an Körperformen, Größen und Ernährungsweisen aus. Zwei wichtige evolutionäre Radiationen haben sich dabei auseinanderentwickelt: eine Gruppe, welche die riesigen Suspensionsfresser umfasst, und eine makrokarnivore („bezahnte“) Abstammungslinie. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Entstehung von Arten und die ökologische (Ernährungs-)Vielfalt während der frühen Evolutionsgeschichte der Pachycormiden zu untersuchen.