Durch die intensive Sammeltätigkeit der letzten Jahre in Baden-Württemberg hat unsere Kenntnis der Fischfauna des Lettenkeupers (Mitteltrias, Ladinium) einen großen Zuwachs erfahren. Mit über 40 Arten war die Fauna auf Grund der Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume sehr divers. Durch den häufigen Wechsel der Salinität in den Gewässern des Lettenkeupers kommen sowohl marine Arten vor, die nur eine leichte Verminderung der Salinität vertrugen, als auch Süßwasserarten und Arten, die im Brackwasser lebten. Möglicherweise waren auch Arten vertreten, die wie heute zum Beispiel die Aale und Lachse zwischen offenem Meer und Binnengewässern hin- und hergewandert sind. Auch unterschiedliche Größe und Tiefe der Gewässer, wechselnde Strömungsverhältnisse, üppiger Pflanzenwuchs an den Ufern und in Sümpfen haben sicherlich zur Vielfalt der Fischfauna beigetragen. Begünstigt durch ihre Mobilität konnten die Fische sehr rasch auf sich ändernde Umweltbedingungen reagieren und neue, ihnen zusagende Lebensräume besiedeln, auch wenn diese Bedingungen nur vorübergehend existierten.
Haie, die heute fast ausschließlich in marinen Gewässern leben, sind im Lettenkeuper reichlich vertreten. Je nach Salinität kommen in den verschiedenen Horizonten unterschiedliche Arten vor, in Süßwasserablagerungen können sie auch ganz fehlen. Neben zahlreichen Arten der in der Trias vorherrschenden Hybodontier wurden auch Zähne der ersten Neoselachier, der modernen, heute lebenden Haie, gefunden. Diese Zähne sind allerdings winzig. Bei einer Größe von maximal einem Millimeter sind sie entsprechend schwierig zu finden und vermutlich weitere verbreitet als bisher bekannt. Zumindest einige Haie haben sich in den Keupersümpfen auch fortgepflanzt, wie der bisher einzigartige Fund einer Eikapsel (Palaeoxyris friessi) zeigt.
Auch bei den Strahlenflossern deutet sich der Übergang von den ursprünglichen Arten des Erdaltertums zu den Form der Erdneuzeit an. Die wissenschaftliche Auswertung der zahlreichen Funde bereitet jedoch nach wie vor Schwierigkeiten, da viele Arten nur durch isoierte Schuppen, Zähne und andere Skelettelemente dokumentiert sind. In letzter Zeit sind jedoch auch auch einige sehr enge begrenzte Konzentrationen zusammengeschwemmter Skelette gefunden worden, die neue Erkenntisse liefern werden.
Überraschend weit verbreitet waren auch die durch mehrere Arten vertretenen Quastenflosser, die im Gegensatz zu den heutigen Reliktarten offensichtlich ökologisch anpassunsfähiger waren. Leider gibt es auch von diesen Fischen bisher so gut wie keine zusammenhängenden Skelettfunde aus dem Lettenkeuper. Das Gleich gilt auch für die Lungenfische, die als bevorzugte Bewohner des Süßwassers im Lettenkeuper ebenfalls weit verbreitet waren. Da Lungenfische im Gegegensatz zu den meisten anderen Fischen ihre Zähne nie wechseln, werden Ihre großen, charakteristischen, kaum zu übersehenden Zahnplatten allerdings nur selten gefunden. Meist wird ihre Existenz durch winzige Bruchstücke ihrer großen Schuppen nachgewiesen. Auch diese Fische haben sich, wie nicht anders zu erwarten, in den Keupersümpfen fortgepflanzt. So wurden bei aktuellen Grabungen die winzigen Zahnplatten und weitere Skelettreste ca. 20 cm langer Jungtiere entdeckt (adulte Tiere wurden sicherlich bis zu zwei Metern lang). Leider hatten viele dieser Jungtier nur ein kurzes Leben, denn häufigt wurden ihre Reste in der Form von Speiballen gefunden.