Fossilienreicher Lettenkeuper
Diese Gesteinsformation, etwa 240 Mio. Jahre alt, hat es in sich: Bereits in den 1820er Jahren hatte man in Kohlegruben bei Gaildorf Skelettreste der Mastodonsaurier gefunden, der größten Amphibien der Erdgeschichte. Ihre über 10 cm langen Fangzähne locken Sammler regelmäßig in die Steinbrüche, und wenn so viele Augen Ausschau halten, bleiben weitere Funde nicht aus. So wurde die reiche Saurierfundstelle bei Kupferzell von dem Hobbypaläontologen Johann Wegele entdeckt, als er die grünen Tonsteine an der frisch angelegten Autobahntrasse absuchte – und erste Zähne und Knochen von Mastodonsaurus fand. In Kupferzell kamen neben den bis 5 m langen Amphibien auch Skelette von Reptilien zutage: Der Batrachotomus kupferzellensis, ein ebenso großer, landlebender Jäger, verwandt mit heutigen Krokodilen.
So waren es zunächst die damals bekannten Tiere, die uns in einen Steinbruch bei Vellberg lockten. Dort hatten Sammler wie Werner Kugler seit Jahren ähnliche Funde gemacht, allerdings nicht auf großflächigen Grabungen, sondern durch waghalsiges Entlanghangeln an Steinbruchwänden, wo regelmäßig Schädelreste großer Amphibien herauswitterten. Die Sammler, die unsere Arbeit enthusiastisch unterstützten, waren bei diesen Grabungen von unschätzbarem Wert. Kugler hatte schon in den 1980er Jahren auch Reste neuer Amphibienarten entdeckt, und bereits unsere erste Grabung im Jahr 2000 erbrachte Skelette dieser Tiere. Dann aber tauchten auch Knochen und Panzerplatten von Reptilien auf, die wir nicht zuordnen konnten. Es musste sich um neue Arten handeln, wie uns Kollegen aus den USA bestätigten. Es zeigte sich, dass die grauen Tonsteine, in denen die meisten Funde gemacht wurden, in einem Süßwassersee abgelagert worden sein müssen. Neben den Wasserbewohnern, zahlreichen Fischen und Amphibien, kamen immer mehr Reste von Landtieren zutage, die vermutlich in das Gewässer eingespült worden waren.
Kommentare (2)
Lieber Herr Weyerer,
Pappochelys lebte etwa 30 Millionen Jahre vor Proganochelys. In dieser Zeitspanne entstand der Panzer und wurden der Schädel geschlossen und die Zähne durch einen Hornschnabel ersetzt. Das geschah in vielen kleinen Schritten, von denen wir inzwischen einige Etappen ("Schnappschüsse") gefunden haben: Eorhynchochelys aus China hatte bereits einen Schnabel an der Schnauzenspitze, hinten aber noch Zähne. Bei Odontochelys, auch aus China, waren die Baurippen zu einem festen Bauchpanzer verwachsen. Proganochelys und Proterochersis aus Württemberg schließlich zeigen die Endstufe der Panzerevolution.
Den Stammbaum muss man sich stark verästelt mit vielen Arten vorstellen, von denen wir nur eine Handvoll kennen. Es ist gut möglich, dass die ersten Vertreter der Schildkrötenlinie im ganz späten Perm oder der frühen Trias gelebt haben.
Viele Grüße
Rainer Schoch
Sehr interessant!
In Trossingen wurde ein Exemplar der Progranochelys gefunden, die in Ihrem Museum ausgestellt ist.
Gibt es bereits Erkenntnisse über den evolutionären Zusammenhang zwischen Pappochelys und Progranochelys. Beide lebten im Süßwasser, beide sind im Stammbaum der Schildkröten, eigentlich räumlich nahe in Vellberg und Trossingen gefunden. Also wäre eine "Verwandtschaft" doch möglich. Oder es gab noch Zwischenglieder?