Pflanzen können sehr resilient und anpassungsfähig sein. Selbst in den extremsten und herausforderndsten Lebensräumen finden sie Wege zu überleben. In einer großen internationalen Studie hat Dr. Pierre Liancourt, Pflanzenökologe am Naturkundemuseum Stuttgart, gemeinsam mit über 120 Wissenschaftler*innen einen besonderen Blick auf Pflanzen in Trocken- und Weideregionen geworfen. Hierfür wurden weltweit in 27 verschiedenen Ländern Pflanzen aus Savannen, Steppen, und anderen Trockenregionen untersucht. Speziell haben die Forscher*innen analysiert, welche Auswirkung Trockenheit und starke Beweidung auf die Vielfalt der chemischen Eigenschaften und die Morphologie der Pflanzen hat. Diese großangelegte Studie wurde nun in dem Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.
Die ursprüngliche Hypothese der Forschenden war, dass sich die extremen Bedingungen in trockenen Ökosystemen und stark beweideten Flächen negativ auf die Pflanzenvielfalt auswirken. Entgegen der Hypothese konnte die Studie allerdings zeigen, dass extreme Trockenheit mit einer überraschenden Diversität an Form und Funktion von Pflanzenmerkmalen einhergeht. Pflanzen wiesen eine Vielzahl an Anpassungsstrategien auf, die ihnen helfen, den harschen Standortbedingungen zu trotzen. So zum Beispiel morphologische oder chemische Mechanismen, die sie vor dem Austrocknen bewahren oder als Fraßschutz dienen. Zudem herrscht aufgrund des spärlichen Bewuchses in Trockengebieten weniger Konkurrenz zwischen verschiedenen Pflanzenarten, was die Entwicklung von spezialisierten Pflanzenmerkmalen ebenfalls begünstigen kann.
In Zukunft werden aufgrund des Klimawandels immer mehr Gebiete von Trockenheit und Wüstenbildung betroffen sein. Somit ist es wichtig zu verstehen, wie Pflanzen auf solch eine Belastung reagieren. Die Studie unterstreicht so die Bedeutung der Trockengebiete als globales Reservoir für die Vielfalt von Pflanzen. Selbst eine harsche Umwelt kann also eine Vielfalt an Leben bergen.