Klein aber oho – Microhymenopteren sind winzige, parasitoide Wespen, die sich in oder an anderen Insekten entwickeln. Im Laufe ihres Wachstums töten sie ihre Wirte und leisten dadurch einen gewaltigen Beitrag zur Aufrechterhaltung des natürlichen Gleichgewichts, indem sie die Populationen ihrer Wirte regulieren. Trotz ihrer enormen Artenvielfalt und essentiellen Funktion in verschiedenen Ökosystemen werden die Microhymenopteren dennoch häufig in wissenschaftlichen Studien, Insektenmonitorings und Naturschutzprogrammen „übersehen“. Dies liegt dabei nicht nur an der geringen Größe der „Mini-Wespen“, sondern auch an der Schwierigkeit ihrer Bestimmung und dem Mangel an Experten*innen.
Maura Haas-Renninger vom Naturkundemuseum Stuttgart und ihr Team haben nun untersucht, ob eine Messung der allgemeinen Insektenbiomasse eines Lebensraums Rückschlüsse auf die Menge und Vielfalt der dort lebenden Microhymenopteren erlaubt und wie stark sie vom allgemeinen Insektenrückgang betroffen sind.
Für ihre Untersuchung analysierten sie die Fänge von drei Malaise-Fallen, die in einer weiteren Langzeitstudie des Naturkundemuseums Stuttgart zur Überwachung der Biomasse von Fluginsekten in Südwestdeutschland verwendet werden. Im Zeitraum März bis November 2019 entnahmen sie regelmäßig die Insekten und zählten die enthaltenen Microhymenopteren.
Der Versuch ermöglichte es dem Forscher*innen-Team nicht nur einen Überblick über die Anzahl und Vielfalt dieser Tiergruppe zu bekommen, sondern auch die Phänologie, also das saisonale Auftreten verschiedener Microhymenopteren-Arten im Verlauf eines Jahres, zu beobachten. Die meisten Arten der untersuchten parasitoiden Wespen erreichen die Höhepunkte ihrer Häufigkeit zwischen Juni und Juli sowie zwischen Juli und August.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Messung der allgemeinen Insektenbiomasse (zumindest auf den Magerrasen Südwestdeutschlands) ein guter Indikator ist, um Änderungen in der Häufigkeit und Vielfalt selbst der kleinsten unter den parasitoiden Wespen verfolgen zu können. Dies bedeutet aber auch, dass die Microhymenopteren mindestens genauso stark vom Insektenrückgang betroffen sind wie ihre größere und weitaus bekanntere Verwandtschaft.
Insgesamt liefert diese Untersuchung eine erste wichtige Grundlage, um das Ausmaß der Vielfalt dieser ökologisch äußerst wichtigen Insektengruppe einfach erfassen zu können. Zusätzlich können die Ergebnisse dieser Studie zum Schutz der Microhymenopteren beitragen, indem man beispielsweise die Zeitpunkte der Mahd auf Wiesen und Weiden an die Phänologie der Wespen anpasst.
Veröffentlicht wurde der Artikel in der Fachzeitschrift „Journal of Hymenoptera Research“.