Forschungsprofil
Systematik und Taxonomie von Erzwespen (Chalcidoidea), insbesondere der Familie Pteromalidae. Erfassung der Biodiversität der Hautflügler (Hymenoptera) des „Evolution Canyon“ in Israel.
Hymenoptera / Hautflügler
Systematik und Taxonomie von Erzwespen (Chalcidoidea), insbesondere der Familie Pteromalidae. Erfassung der Biodiversität der Hautflügler (Hymenoptera) des „Evolution Canyon“ in Israel.
Aufgrund seiner besonderen geografischen Lage auf der Landbrücke zwischen Afrika und Eurasien stellt Israel durch seine einzigartige Mischung der afrikanischen, asiatischen und europäischen Floren und Faunen einen Biodiversitätshotspot dar. Im Mount Carmel National Park nahe der Großstadt Haifa liegt der sogenannte „Evolution Canyon“. Dabei handelt es sich um ein Tal, das durch seine geografische Ausrichtung einen von afrikanisch-asiatischer Flora und Fauna geprägten Nordhang (savannenartig und trocken) und einen europäisch geprägten Südhang (bewaldet und humid) aufweist. Dadurch entsteht ein natürliches Mikromodell, in dem sich, bildlich gesprochen, Europa und Afrika auf engstem Raum gegenüber stehen. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Eviatar Nevo vom Institut für Evolution der Universität Haifa erforscht seit den 1990er Jahren Artbildungsprozesse und Anpassungen an umweltbedingte Stressfaktoren wie Hitzestress und Trockenheit (Mikromodell für Klimawandel) von ausgewählten Bakterien-, Pilz-, Pflanzen-, Insekten- und Säugetierarten auf beiden Hängen im Evolution Canyon.
In Kooperation mit der Universität Haifa soll nun eine erste Erfassung und Bearbeitung der Hautflügler (Hymenopteren) im „Evolution Canyon“ erfolgen. Dazu wurden die Insekten mit Hilfe verschiedener Fangmethoden wie Malaise-Fallen, Kescher, Gelbschalen und Köderfallen gesammelt und anschließend taxonomisch bearbeitet. Dadurch entstanden folgende Teilprojekte:
Beschreibung des Männchens von Pristapenesia asiatica und rezenter Erstnachweis der Familie Scolebythidae in der West-Paläarktis
Die Hautflüglerfamilie Scolebythidae ist eine ursprüngliche aber extrem selten selten gesammelte Familie, was sich schon daran zeigt, dann inzwischen mehr fossile als rezente Arten beschrieben sind. Die Art Pristapenesia asiatica wurde erst 2011 anhand von zwei weiblichen Exemplaren aus Thailand und China beschrieben, diese Tiere stellten den ersten rezenten Nachweis der Familie Scolebythidae in der Ost-Paläarktis dar, die bislang nur auf der südlichen Hemisphäre gesammelt worden war. Mit dem Nachweis dieser Art im Evolution Canyon wurden nicht nur die bis dahin unbekannten Männchen sondern auch eine große Serie an weiblichen Tieren gesammelt, die eine genauere Untersuchung der morphologischen Variabilität dieser Art ermöglichen. Zudem liefern die Tiere nicht nur wichtige Daten zur geografischen Verbreitung von P. asiatica sondern auch den ersten rezenten Nachweis der Familie in der West-Paläarktis.
Bearbeitung der Erzwespengattung Notanisus (Chalcidoidea: Pteromalidae) in Israel
Notanisus gehört mit aktuell 18 beschrieben Arten zu den eher artenarmen Gattungen der artenreichen Erzwespenfamilie Pteromalidae (Chalcidoidea) und wurde nun erstmals in Israel nachgewiesen. Dabei konnten fünf verschiedene Arten unterschieden werden, wobei die mit Abstand am häufigsten vertretene Art bislang noch nicht beschrieben ist. Die weiblichen Exemplare dieser Art unterscheiden sich von den üblicherweise komplett blau, violett oder grün metallisch gefärbten Arten durch ihre nur leicht metallisch schimmernde beige Grundfarbe und einen wenigen blau-metallischen Metasomalsegmenten. Notanisus-Männchen und –Weibchen weisen für gewöhnlich einen starken Sexualdimorphismus auf, wohingegen die interspezifische morphologische Variabilität der Männchen sehr gering ist. Durch DNA-Barcoding können Männchen und Weibchen zweifelsfrei zugeordnet werden.
Beschreibung einer neuen Art der Wegwespengattung Microcurgus (Pompilidae)
Microcurgus ist mit aktuell drei beschrieben Arten aus Ägypten, Tunesien, dem Iran und der Demokratischen Republik Kongo eine sehr kleine und selten gesammelte Wegwespengattung, die nun erstmals aus Israel nachgewiesen wurde. Dabei handelt es sich um eine bisher unbeschriebene Art, die sich insbesondere durch die, in mehreren Reihen angeordneten quadratischen dunklen Flecken der ansonsten silbrigen Körperbehaarung im Stirnbereich von anderen Vertretern dieser Gattung unterscheidet.