Die Trias war eine entscheidende Phase in der Evolution der Landwirbeltiere. So verschwanden die riesenwüchsigen Panzerlurche (Temnospondylen) allmählich aus den festländischen Gewässern, und zahlreiche Verwandte der Krokodile, die Rhynchosaurier und manche Synapsiden (Säugetier-Verwandte) mussten den frühen Dinosauriern weichen. Mit den Schildkröten und Flugsauriern entstanden zwei völlig neue Gruppen, und die frühen Raubdinosaurier (Theropoden) legten den Grundstein für die Entstehung der Vögel.
Der Keuper, eine festländische Ablagerung in Mitteleuropa, hat weltberühmte Fossillagerstätten geliefert. Durch die über 200jährige Sammeltätigkeit wurde die süddeutsche Trias zu einem klassischen Saurierfundgebiet, das bis heute neue Fossilfunde liefert. Zwei Formationen sind hier besonders ergiebig: der Untere Keuper (Lettenkeuper) von Kupferzell und umliegenden Regionen und der Mittlere Keuper (Stubensandstein und Knollenmergel) des Stromberges und von Trossingen.
Kupferzell und Vellberg: Der Lettenkeuper lieferte bereits in den 1820er Jahren erste Funde des Riesenlurchs Mastodonsaurus. Dieses Amphib erreichte über 5m Körperlänge und beherrschte ausgedehnte Sumpfgebiete in Mitteleuropa. Nach einer langen Pause wurde im Frühjahr 1977 bei Kupferzell eine außergewöhnliche Fundstelle entdeckt. Eine Grabung unter der Leitung von Dr. Rupert Wild (SMNS) ergab 30 000 Knochen und Skelettreste von Panzerlurchen und frühen Verwandten der Krokodile. Die Funde wurden nach aufwändiger Präparation in einer Reihe von wissenschaftlichen Artikeln beschrieben.
Seit den spektakulären Funden von Kupferzell hat der Lettenkeuper viele Privatsammler angezogen, und so konnten weitere Fundstellen entdeckt und erschlossen werden. Fundbergungen und Grabungen vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart und dem Muschelkalkmuseum Ingelfingen, unterstützt und oft erst ermöglicht durch Sammler, erbrachten den Nachweis weiterer, neuer Arten. Neben den inzwischen wissenschaftlich beschriebenen Panzerlurchen (Trematolestes hagdorni, Callistomordax kugleri, Kupferzellia wildi, Bystrowiella schumanni) war vor allem die Entdeckung völlig unbekannter Reptilien überraschend. Der 5m lange, räuberische Batrachotomus kupferzellensis, war der größte heimische Saurier auf dem Festland. Weiter fanden sich Skelette zahlreicher neuer Reptilien, darunter Verwandte von Batrachotomus, die nur 10 cm lange Echsenverwandte Fraxinisaura rozynekae, der 2 m lange fischfressende Jaxtasuchus salomoni sowie die Urschildkröte Pappochelys rosinae (siehe unten).
Der Lettenkeuper ist in vielen Steinbrüchen Baden-Württembergs aufgeschlossen, und an vielen Stellen kann man Reste der oben genannten Saurier finden. Hinzu kommen zahlreiche kurzfristige Anschnitte in Baugruben und Straßenböschungen. Das Sammeln ist grundsätzlich erlaubt, doch sollten alle wissenschaftlich wichtigen Funde von Wirbeltieren (Fische, Lurche, Saurier) gemeldet werden. Grabungen, die über bloßes Aufsammeln hinausgehen, sind beim Landesamt für Denkmalpflege zu beantragen und müssen mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde abgestimmt werden.
Trossingen: Die berühmteste Fundstelle der Oberen Trias liegt bei Trossingen, wo ein regelrechter „Dinosaurier-Friedhof“ entdeckt wurde. In einem 12m mächtigen rosabraunen Mergel fanden sich Reste von bis zu 60 Skeletten einer pflanzenfressenden Dinosaurierart, Plateosaurus engelhardti. Die Tiere erreichten 5-8m Länge, und manche sind in sitzender Haltung eingebettet. Noch überraschender war die Entdeckung der ältesten vollständig bekannten Schildkröte der Welt, Proganochelys. Diese Urschildkröte hatte einen kurzen, stachelbewehrten Hals, der nicht in den Panzer zurückgezogen werden konnte.
Die Trossinger Fundstelle an der „Rutschete“ wurde von spielenden Kindern entdeckt, die auf einem Blech den steilen Abhang herunterrutschten. Die ersten Knochen brachten sie ihrem Lehrer, der den Saurierforscher am Stuttgarter Museum verständigte. In drei nachfolgenden, immer größer angelegten Grabungen wurde die Fundstelle erschlossen: 1912 durch Eberhard Fraas (SMNS), 1923 durch Friedrich von Huene (Universität Tübingen), und schließlich 1932 durch Rudolf Seemann (SMNS). Die meisten Fund erbrachte eine etwa 1m dicke Schicht, in der Reste von weit über 40 Skeletten zutage kamen, die auf Fundskizzen vermerkt wurden. Im Herbst 1932 wurde die Grabung, an der zeitweise über 20 Helfer teilnahmen, durch einen tragischen Unglücksfall jäh beendet, und die Fundstelle blieb danach 75 Jahre lang unberührt.
Im September 2007 wurde von uns mit Unterstützung der Stadt Trossingen und dem Heimatmuseum Auberlehaus eine neue Grabung begonnen, die langfristige Ziele hat. Diesmal geht es um die Erfassung aller, auch der kleinsten Funde und letztlich um die Klärung der Frage, wie die Lagerstätte entstanden sein könnte. Erste Funde und Befunde lassen vermuten, dass die Ablagerungsgeschichte viel komplizierter ist als bislang angenommen. Außerdem gibt es Anzeichen für das Auftreten weiterer Saurierarten. Die Fundstelle kann zwar besichtigt, sollte aber nicht betreten werden. Sämtliche Funde unterliegen dem Denkmalschutz.