Die entomologische Sammlung ist mit mehr als 5,5 Millionen Objekten aus aller Welt die umfangreichste Sammlung des Museums. Die Trockensammlung enthält in 22.000 Kästen ungefähr 4,8 Millionen präparierte und etikettierte Insekten. Hinzu kommt Alkoholmaterial von Insekten und anderen Gliedertieren, überwiegend Arachnida und Crustaecea (Spinnen- und Krebstiere). Zunehmend werden Insekten für genetische Studien in 100% Ethanol bei -80 °C tiefgefroren.
Ernst Hoffmann (1837-1892) war ab 1869 der erste hauptamtliche Kustos für die Entomologie (Hauptwerk "Die Großschmetterlinge Europas"). Erwin Lindner (1888-1988) kam 1913 an das Museum und leitete die Entomologische Abteilung bis 1953 (Herausgeber der "Fliegen der Paläarktischen Region"). Karl Wilhelm Harde (1922-1982) leitete die Abteilung von 1956-1982 (Mitherausgeber der "Käfer Mitteleuropas"). Für Willi Hennig (1913-1976), den Begründer der phylogenetischen Systematik, wurde 1963 die Abteilung für stammesgeschichtliche Forschung geschaffen, die 1998 teils in die paläontologische und teils in die entomologische Abteilung eingegliedert wurde.
Ansprechpartner: Dr. Arnold Staniczek
Schwerpunkt ist eine phylogenetische Vergleichssammlung der Ephemeroptera (Eintagsfliegen) weltweit, einschließlich Typenserien von 25 Arten. Der geografische Schwerpunkt liegt auf Mitteleuropa, dem Kaukasus, Südafrika und Neuseeland. Darüber hinaus besteht eine faunistische Referenzsammlung der Ephemeroptera, Odonata, Plecoptera und Trichoptera (Eintagsfliegen, Libellen, Steinfliegen und Köcherfliegen) Deutschlands. Aktuell wird eine inzwischen 150.000 Exemplare umfassende Sammlung aquatischer Insekten in Ethanol aufgebaut.
Ansprechpartner: Dr. Arnauld Faille
Mit etwa zwei Millionen Objekten in 60.000 Arten ist die Käfersammlung die größte entomologische Teilsammlung. Der überwiegende Teil stammt aus den letzten 70 Jahren. Geografische Schwerpunkte sind Europa, das südliche Afrika, Zentralasien mit dem Himalaya und das tropische Asien incl. Neuguinea. Systematische Schwerpunkte sind Carabidae, Silphidae, Leiodidae, Prostomidae, Tenebrionidae, Chrysomelidae und Scarabaeidae. Die Sammlung enthält mehr als 5000 Typenserien, viele davon in einer der Spezialsammlungen. So enthält die Sammlung Puthz (Staphylinidae: Stenus) 80 Holotypen und zahlreiche Paratypen. Viele Typusserien befinden sich auch in den Sammlungen Daffner und Angelini (Leiodidae) und Heinz (Carabidae). Wolfgang Schawaller, Kurator der Käfersammlung 1983-2015 (und 1995-2015 Leiter der Abteilung Entomologie) verdanken wir eine herausragende Sammlung von Tenebrionidae einschließlich 631 Typenserien von 210 Arten der Gattungen Laena und Platydema sowie Typenmaterial anderer on Tenebrionidenspezialisten wie Ando, Bremer, Grimm und Masumoto. Regionale Sammlungen (zum Beispiel von Böhme, Buck, Gladitsch, Köstlin, Ulbrich, von der Trappen) bilden zusammen eine faunistische Referenzsammlung der Käfer Süddeutschlands.
Ansprechpartner: Dr. Daniel Whitmore
Die Sammlung umfasst etwa 450.000 Exemplare von ca. 12.000 Arten, darunter 1150 Typenserien. Zwei Drittel der Objekte sind trocken genadelt, ein Drittel in Alkohol aufbewahrt. Die ältesten Sammlungsteile stammen von Karl von Roser (1787-1861) aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1822-1861). Im 20. Jahrhundert baute Erwin Lindner (1888-1988) die Sammlung vor allem im Hinblick auf die von ihm herausgegebene monumentale Monographienreihe „Die Fliegen der Paläarktischen Region“ aus. Lindner erweiterte die Sammlung durch eigene Forschungsreisen, motivierte aber auch viele Kollegen zu Stiftungen oder Verkäufen, wie zum Beispiel Plaumann, Aharoni, Engel, Richter u.a. Geografischer Schwerpunkt ist Europa; aus Lindners Expeditionen stammt aber auch einiges Material aus Südamerika und Afrika. Der systematische Schwerpunkt liegt bei Stratiomyidae, Cecidomyiidae, Muscicae, Anthomyiidae und Tachinidae – entsprechend der Fiorschungsschwerpunkte der Kuratoren Erwin Lindner, Edwin Möhn, Willi Hennig, Benno Herting und Hans-Peter Tschornsig. Insbesondere die parasitoiden Raupenfliegen (Tachinidae), die auch in der angewandten Entomologie eine große Rolle spielen, werden am SMNS seit mehr als 50 Jahren erforscht.
Die Sammlung umfasst 160.000 Auchenorrhyncha (Zkaden) und 80.000 Objekte Heteroptera (Wanzen), darunter 80 Typenserien.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Lars Krogmann
Die Hautflüglersammlung umfasst 350.000 genadelte Insekten, darunter ca. 200 Typenserien. Die ältesten Sammlungsteile stammen von Karl von Roser (1787-1861) aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1822-1861). Von großer historischer Bedeutung ist auch eine Referenzsammlung von Ichneumonidae (Schlupfwespen) des bedeutenden Hymenopterologen Ottto Schmiedeknecht. Die Sammlung Gauss enthält zahlreiche forstentomologisch relevante Arten. Der aktuelle Fokus liegt bei den Aculeata der Neotropis und bei Scoliidae, Ichneumonidae und Chalcidoidea weltweit. Erwähnenswert ist außerdem eine Sammlung von Bienen- und Wespennestern. Im Rahmen des Projekts „German Barcode of Life“ wurden ca eine Million Hymenoptera: Parasitoida mit Malaisefallen gesammelt, Grundlage für eine bisher 2500 Arten umfassende molekulare Referenzsammlung.
Ansprechpartner: Dr. Hossein Rajaei
Der geografische Schwerpunkt der etwa eine Million Arten umfassenden Schmetterlingssammlung liegt in der Neotropis und der Äthiopischen Region, einschließlich einer 40.000 Exemplare umfassenden Sammlung aus Kenia. Von besonderer Bedeutung sind die umfassende Spezialsammlungen wie die von Hoppe (Noctuidae, weltweit, 80.000 Exemplare), Reisinger (Pieridae, 70.000 Ex.) und Schäfer (Geometridae, Palaearktis, 32.000 Ex.). Die Spezialsammlungen Sesiidae (ungefähr 8000 Ex.) unde Zygaenidae (über 80.000 Ex.) haben einen palaearktischen und afrotropischen Fokus. Weitere taxonomische Schwerpunkt liegt bei den Erebidae und den Geometridae; letztere umfassen unter anderem 30.000 Ex. aus Ecuador (coll. Brehm und Hilt). Für die südwestdeutsche Großschmetterlingsfauna (Macrolepidoptera) gibt es eine separat aufgestellte Referenzsammlung.
Die Schmetterlingssammlung enthält ca. 400 Typenserien, darunter die Typen der jüngst beschriebenen Familie Pseudobistonidae (Geometridea).
Die Orthopterensammlung umfasst ca 60.000 Exemplare, darunter 50 Typen.
Ansprechpartner: Dr. Joachim Holstein
Die historischen Bestände der Spinnensammlung – inclusive der ca. 200 Typen von Strand, Bösenberg, Keyserling und L. Koch – wurden im 2. Weltkrieg vollständig vernichtet. Erst in den 1970er-Jahren begann der Aufbau einer neuen Spinnensammlung, gegenwärtig etwa 10.000 Serien mit 600 Arten, überwiegend (aber nicht ausschließlich) aus Mittel- und Südeuropa. Die Spinnensammlung ist komplett digital erfasst.
2017 wurde der (unetikettierte) Holotyp des bekannten Skorpions Pandinus imperator in der Trockensammelung (wieder)entdeckt.
Im SMNS befindet sich die Geißelspinnensammlung (Amblypygi) von Weygoldt mit mehr als 2.200 Exemplaren in ungefähr 100 Taxa, darunter auch Typusmaterial.
Die Pseudoskorpione (Pseudoscorpiones) sind mit nahezu 4.000 Serien mit mehr als 11.000 Exemplaren in 322 Taxa aus den verschiedensten Regionen der Erde vertreten.