Waldspaziergänge und seltene Steinfliegen
Zu Ostern überredete mich meine Frau zu einem Waldspaziergang. Sie wollte mit mir im Schönbuch bei Tübingen entlang des Goldersbaches wandern und hatte dabei wahrscheinlich geplant, mit tiefsinnigen Gesprächen über Gott, Ikea und die Welt unsere Beziehung zu pflegen. Dabei ließ sie das Wort „Goldersbach“ sicherlich nicht zufällig fallen. Sie weiß, dass ich als aquatischer Entomologe leichter zu ködern bin, wenn sie ein schönes Gewässer als Ausflugsziel vorgibt.
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen: Am Goldersbach angekommen, wollte ich („nur ganz kurz!“) ein paar Wintersteinfliegen, die um diese Jahreszeit noch zu erwarten waren, aufstöbern und fotografieren. Bereits unter dem zweiten Stein, den ich am Bachrand umdrehte, saß eine Steinfliege, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Mein Pulsschlag stieg („Schnucki, ich habe hier eine sehr seltsame Steinfliege, gebändert wie Brachyptera, hat aber flache Flügel, sieht aber auch nicht wie Taeniopteryx aus!“) und der Pulsschlag meiner Frau stieg ebenfalls („oh nein, es ist immer dasselbe mit Dir, nicht mal Karfreitag ist Dir heilig!“). Der Spaziergang zu zweit war gelaufen, doch ich kehrte mit dem Erstnachweis der Steinfliege Rhabdiopteryx acuminata für Baden-Württemberg nach Hause zurück. Für Deutschland war diese Art bisher lediglich 1968 und 2011 zweimal aus Bayern gemeldet worden.
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