Sammlungen als Grundlage für genetische Untersuchungen
Bei Führungen durch die Vogelsammlung des Museums betone ich immer wieder, dass unsere über 150 000 Objekte umfassende Sammlung auch für genetische Untersuchungen geeignet ist. Aus einer kleinen Hautprobe können wir im Labor die Erbsubstanz extrahieren.
Gerade bei vom Aussterben bedrohten Arten mit kleinen Restbeständen ist es wichtig zu wissen, ob die Art mit ihrer noch verbleibenden genetischen Ausstattung überhaupt überlebensfähig ist. Dies ist vor allem wichtig für Wiederauswilderungsprojekte. Sind Tiere zu nah miteinander verwandt, kann es zur Inzucht kommen. Die betroffenen Vögel sind dann oft unfruchtbar und brüten vergeblich.
Mögliche Inzuchteffekte lassen sich nur sicher beurteilen, wenn man die genetische Diversität der Vergangenheit kennt, und das geht nur über die Untersuchung historischer Präparate aus wissenschaftlichen Sammlungen, den „Archiven der Biodiversität“. Als ich von Tom Gilbert, Professor für Paläogenomik an der Universität Kopenhagen, die Anfrage bekam, ob wir Proben vom sehr seltenen, vom Aussterben bedrohten Nipponibis (Nipponia nippon) hätten, konnte ich noch nicht ahnen, wohin diese Anfrage führen würde. Nicht alle Anfragen dieser Art erfülle ich, doch diese fand ich sinnvoll. Von der gewünschten Ibisart gab es 2018 laut IUCN nur noch 300 erwachsene Vögel an zwei Orten in der Provinz Shaanxi in China.
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