15.12.2020

Die Mai-Langhornbiene ist die Wildbiene des Jahres 2021

Pressemitteilung
Mai-Langhornbiene an violetter Blüte
Foto: Felix Fornoff

Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ hat für 2021 eine Biene gewählt, deren Männchen sich durch enorm lange Antennen auszeichnen und die sich im Frühling sehr auffällig benehmen. Die Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens) ist etwas größer als die Honigbiene, wirkt ein wenig plump und ist pelzig orange-braun behaart. Sie hat besondere Ansprüche an ihre Nahrungspflanzen, denn sie besucht ausschließlich Schmetterlingsblütler. Das ist bei uns vor allem die Zaun-Wicke, die zur Flugzeit der Mai-Langhornbiene in Wiesen, an Wegrändern und Waldsäumen blüht. Die Männchen der Mai-Langhornbiene erscheinen deutlich vor den Weibchen meist ab Mitte April bis Anfang Mai und patrouillieren in rasantem Flug bevorzugt an Beständen der Zaun-Wicke. Dabei folgen sie auffällig stets den Flugbahnen, die von ihnen durch Duftmarken festgelegt wurden, und erwarten die Weibchen.

Das Nest legen die Weibchen in der Erde an vegetationsfreien oder nur spärlich bewachsenen Stellen an. Das sind ebene Flächen oder Böschungen bevorzugt mit lehmigen oder sandigen Böden. Die Weibchen häufen im hinteren Teil der Brutkammern den Pollenvorrat einfach an und formen ihn nicht, wie bei anderen Wildbienen üblich, zu einer Kugel. Nach Fertigstellung der Nester stirbt das Weibchen etwa Mitte Juni.

Der Schlüssel für das Vorkommen der Mai-Langhornbiene sind ergiebige Bestände der Zaun-Wicke. Diese Pflanze ist zwar nicht gefährdet, doch musste vielfältiges Grünland hierzulande seit vielen Jahrzehnten einer stetig intensivierten Landwirtschaft weichen. Das blieb auch für vermeintlich „robuste“ Arten wie Eucera nigrescens nicht ohne negative Folgen.

Noch ist unsere Wildbiene des Jahres 2021 bundesweit betrachtet nicht gefährdet, doch wird sie in einigen Bundesländern in der jeweiligen Roten Liste geführt. In Nordrhein-Westfalen gilt sie als gefährdet, in Sachsen als vom Aussterben bedroht. In Berlin ist die Art ausgestorben. Die Perspektiven sind also nicht gut, was eng mit dem mangelnden Angebot blütenreicher Wiesen zusammenhängt.

Das Anlegen blütenreichen Grünlandes, am besten aus dem Saatgut intakter Wiesen der Region, ist zur Förderung der Art ein guter Weg. In der Ackerflur liefern geeignete Blühmischungen mit hohem Anteil heimischer Schmetterlingsblütler eine Verbesserung des Nahrungsangebotes. Zum Schutz der Bodennester sollten die Flächen dort unbedingt mehrjährig bestehen. Zudem ist der Bestandsschutz der noch verbliebenen Wiesen und deren schonende Bewirtschaftung mit einem ersten Schnitt nicht vor Anfang Juni das Gebot der Stunde.

Auch Gärten und öffentliche Grünflächen in den Siedlungen bieten viele Möglichkeiten, Lebensräume für Eucera nigrescens zu schaffen. Es kommt auf das Angebot passender Nahrungspflanzen und offener Bodenstellen zur Nestanlage an.

Der Mai-Langhornbiene kann also auch in unserem unmittelbaren Wohnumfeld wirksam geholfen werden!

Hintergrund

Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ wählt seit 2013 jährlich eine besonders interessante Wildbienenart aus, um an ihrem Beispiel die spannende Welt dieser Tiere bekannter zu machen. Zugleich soll die Wildbiene des Jahres dazu ermuntern, „in die Natur“ zu gehen und das Tier in seinem Lebensraum aufzusuchen. Damit wirkt die Initiative auch im Sinne einer Wissenschaft für alle (Citizen Science) und bringt mehr Klarheit über das aktuelle Vorkommen der Wildbiene des Jahres.

Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ ist beim Arbeitskreis Wildbienen-Kataster angesiedelt, einer Sektion des Entomologischen Vereins Stuttgart 1869 e.V.

Der NABU Baden-Württemberg unterstützt die Initiative „Wildbiene des Jahres“.

Die Flyer zu den Wildbienen der Jahre 2013 bis 2021 können unter der Homepage des Wildbienen-Katasters heruntergeladen werden: www.wildbienen-kataster.de oder ab Januar 2021 unter bdj@wildbienen-kataster.de in gedruckter Form bestellt werden.