06.12.2018 - 27.07.2019

Eröffnung der Großen Landesausstellung 2018 "Leben im Bernsteinwald"

Pressemitteilung
Gottesanbeterin in Bernstein

Bernstein erzählt Geschichten. Sei es der verzweifelte Überlebenskampf einer Schar Ameisen, die beim Versuch, ihre Brut in Sicherheit zu bringen, im heranrollenden Baumharz eingeschlossen wurden oder der Mythos um das verschollene Bernsteinzimmer. Die Große Landesausstellung Baden-Württemberg 2018 „Leben im Bernsteinwald“ greift viele dieser Geschichten auf. Sie nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise zurück in die Erdgeschichte und hinein in verschiedene Bernsteinwälder. Grundlage für die Ausstellung sind die Schätze der weltweit bedeutsamen Bernsteinsammlung des Naturkundemuseums.

„Die Ausstellung ‚Leben im Bernsteinwald‘ ist eine beachtliche Kombination von Wissenschaft und Ästhetik“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski zur Eröffnung der Großen Landesausstellung. „Die in Bernstein eingeschlossenen Tiere und Pflanzen aus längst vergangenen Zeiten geben uns einmalige Einblicke in das Leben und die Artenvielfalt der Urzeit. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Naturkundemuseums haben modernste Hightech-Methoden eingesetzt, um der Urzeit ihre Geheimnisse zu entlocken. Dabei konnten sie viele neue Erkenntnisse zur Entwicklung von Organismen gewinnen. Die Ausstellung führt uns aber auch vor Augen, wie fragil und schützenswert Flora und Fauna sind.“ 

Auch Museumsdirektorin Prof. Dr. Johanna Eder zeigt sich begeistert: „Mit der Großen Landesausstellung geben wir dem Publikum Einblick nicht nur in unsere hervorragenden Sammlungen, sondern wir zeigen, was Forschung leistet. Erst durch die Bestimmung der Organismen, die im Bernstein erhalten sind, können wir die Ökosysteme rekonstruieren.“

Ziele und Inhalte der Ausstellung

Die Große Landesausstellung „Leben im Bernsteinwald“ lädt den Besucher ein zu einem Streifzug durch drei unterschiedliche Bernsteinwälder: Burma vor 99, das Baltikum vor etwa 40 und die Dominikanische Republik vor 16 Millionen Jahren. Die ausgestellten Inklusen – Einschlüsse von Tieren und Pflanzen in Bernstein – erzählen spannenden Geschichten und zeigen in einer verblüffenden Detailgenauigkeit, wie das Leben vor Millionen von Jahren aussah. Dem Besucher bietet sich mit einzigartigen Exponaten wie einem der weltweit größten Bernsteinfunde, dem Stück mit den meisten Inklusen oder der ältesten Vogelfeder ein einzigartiger Blick in die Vergangenheit.

„In der Sonderausstellung sind die schönsten Einschlüsse in Dominikanischem und Baltischem Bernstein sowie etliche Großstücke aus unserer Sammlung zu sehen. Darüber hinaus werden auch wissenschaftlich bedeutende Einschlüsse aus rund 100 Millionen Jahre altem Burmesischem Bernstein präsentiert, die ein neues Licht auf die Evolution verschiedener Tiergruppen werfen“, so Ausstellungskurator Dr. Arnold Staniczek.

Gleichzeitig wird gezeigt, wie moderne Forschung – auch die am Naturkundemuseum Stuttgart – die Geheimnisse des Bernsteins mit aufwendigen Methoden enträtselt sowie die Lebensweise seiner „Bewohner“ rekonstruiert. Im Fokus stehen dabei vor allem die Insekten, mit ihrer Vielfalt und ökologischen Bedeutung eine der erfolgreichsten Organismengruppen überhaupt. Und auch Fragen aus der Popkultur, die sich Fans des Filmklassikers „Jurassic Park“ bestimmt schon gestellt haben, kommen nicht zu kurz: Können im Bernstein tatsächlich DNA-Spuren überdauern, aus denen man urzeitliche Giganten klonen könnte? 

Einigen Rätseln aus dem Reich des Bernsteins kann der Besucher in der Ausstellung selbst auf die Spur kommen. So laden interaktiv-spielerische Elemente zur Inklusenbestimmung oder der Unterscheidung zwischen echtem und gefälschtem Bernstein Jung und Alt zum Entdecken und Mitforschen ein. 

Neben den naturwissenschaftlichen beleuchtet die Ausstellung auch die kulturhistorischen Aspekte des fossilen Baumharzes: Bernstein, das „Gold der Ostsee“, fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden als ästhetisches (Schmuck-) Objekt. Traditionelle Handelswege, die Bernsteinstraßen, durchzogen den ganzen europäischen Kontinent. Fürsten zeigten sich ihre gegenseitige Wertschätzung mit Bernstein. Bestes Beispiel hierfür ist das sagenumwobene Bernsteinzimmer, das der preußische König Friedrich I. Anfang des 18. Jahrhunderts dem russischen Zar zum Geschenk machte.

Insgesamt öffnet „Leben im Bernsteinwald“ also mehr als ein Fenster in die Vergangenheit und bietet verblüffende Einblicke in die Welt von früher. Viele der wertvollen und einzigartigen Stücke, die in der Ausstellung gezeigt werden, bleiben auch danach öffentlich zugänglich: als Teil der Dauerausstellung im neugestalteten Bernsteinkabinett.