21.10.2025 | Eine neue Studie in "Science" zeigt, wie Arten durch den Austausch von genetischem Material schneller auf Umweltveränderungen reagieren können. Der Schutz der genetischen Vielfalt ist von großer Bedeutung

Klimawandel: Warum die Natur genetische Vielfalt braucht, um zu überleben

PRESSEMITTEILUNG
Bild 1: Männlicher Balkansteinschmätzer (Oenanthe melanoleuca) des schwarzkehligen Phänotyps, Griechenland. Copyright: Reto Burri.
Bild 1: Männlicher Balkansteinschmätzer (Oenanthe melanoleuca) des schwarzkehligen Phänotyps, Griechenland. Copyright: Reto Burri.

Stuttgart, 21.10.2025. Der Klimawandel verändert unsere Umwelt derzeit schneller als je zuvor. Dadurch sehen sich viele Tier- und Pflanzenarten mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Ob sie damit zurechtkommen und sich anpassen können, hängt wesentlich von ihrer genetischen Vielfalt ab. Denn neue genetische Vielfalt entsteht nur langsam. Arten, die bereits heute über ein breites Spektrum an genetischem Material verfügen, haben daher bessere Chancen, sich an eine sich schnell verändernde Umwelt anzupassen.

Ein internationales Forschendenteam, darunter Dr. Niloofar Alaei Kakhki, Evolutionsbiologin am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, hat in der renommierten Fachzeitschrift „Science“ eine neue Studie veröffentlicht, die zeigt, wie wichtig der genetische Austausch zwischen Arten sein kann.

Genetischer Austausch als Schlüssel zur schnellen Anpassung
Die Studie untersuchte verschiedene Arten von Steinschmätzern, kleinen Singvögeln mit auffälligem, schwarz-weißem Gefieder. Die Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass eng verwandte Arten sich durch den Austausch von genetischem Material, das für die Gefiederfarbe verantwortlich ist, schnell an neue Umweltbedingungen anpassen konnten.

Beim östlichen Balkansteinschmätzer führten Veränderungen in einem einzigen Farbgen zur Entwicklung eines weißen Gefieders an Kehle und Rücken. Diese genetischen Merkmale wurden durch Hybridisierung an die eng verwandten westlichen Maurensteinschmätzer weitergegeben. Bei beiden Arten ersetzte die weiße Rückenfärbung schließlich das ursprüngliche Schwarz. Heute weisen beide Arten eine Mischung aus schwarzer und weißer Kehlfärbung auf – ein Phänomen, das als Polymorphismus bekannt ist und mit den bevorzugten Nahrungsquellen der Vögel zusammenhängt.

Schutz der genetischen Vielfalt
Während neu entwickelte genetische Materialien in der Regel für die langfristige Evolution der Gefiederfärbung bei entfernt verwandten Arten verantwortlich sind, zeigt die Studie, dass Arten die gesamte verfügbare genetische Vielfalt – sowohl innerhalb als auch zwischen den Arten – nutzen, um sich an ihre Umgebung anzupassen.

„Unsere Studie zeigt, dass der genetische Austausch zwischen Arten ein wichtiger Mechanismus ist, der es Tieren ermöglicht, sich schnell an neue Umweltbedingungen anzupassen. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es daher entscheidend, die genetische Vielfalt so gut wie möglich zu schützen“, sagt Dr. Niloofar Alaei Kakhki, eine der Co-Autorinnen der Studie.

Für die Redaktionen

Originalpublikation:
Dave Lutgen et al. (2025): “A mosaic of modular variation at a single gene underpins convergent plumage coloration” Science 390, eado8005 (2025). DOI: 10.1126/science.ado8005

https://www.science.org/doi/10.1126/science.ado8005
Publikationsdatum: 16.10.202

Die Studie wurde unter Leitung der 'Schweizerischen Vogelwarte' durchgeführt.

Kontakt für Fachinformationen:
Dr. Niloofar Alaei Kakhki
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Germany
Tel. +49/(0)711/89 36-2978
E-mail:
niloofar.alaei@smns-bw.de

Dr. Niloofar Alaei Kakhki steht Ihnen für weiterführende Informationen und Interviews gerne zur Verfügung.

Pressekontakt:
Meike Rech
Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Germany
Tel. ++49/(0)711/8936-107
E-Mail: 
meike.rech(at)smns-bw.de

Bildmaterial:
Bild 1: 1_Melanoleuca_black-throated_Copyright_Reto Burri
Bildbeschreibung: Männlicher Balkansteinschmätzer (Oenanthe melanoleuca) des schwarzkehligen Phänotyps, Griechenland.
Copyright: Reto Burri

Bild 2: 2_Collage_male wheatears_Copyright_Reto Burri
Bildbeschreibung: Männliche Steinschmätzer aus dem Oenanthe hispanica-Komplex. Links, Maurensteinschmätzer (O. hispanica) des schwarzkehligen Phänotyps, Spanien. Rechts oben: Balkansteinschmätzer (O. melanoleuca) des schwarzkehligen Phänotyps, Griechenland. Rechts Mitte, Balkansteinschmätzer (O. melanoleuca) des weisskehligen Phänotyps, Griechenland. Rechts unten: Nonnensteinschmätzer (Oenanthe pleschanka), Rumänien.
Copyright: Reto Burri

Bitte beachten Sie, dass die Verwendung des Bildmaterials nur unter Angabe des Copyrights gestattet ist. Vielen Dank.

Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart:
Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart ist eine zukunftsorientierte Forschungs- und Kommunikationseinrichtung. Seine Forschungssammlungen, die Archive der Vielfalt, umfassen über 12 Millionen Objekte. Das Museum erforscht die Evolution des Lebens, analysiert die Biodiversität verschiedener Ökosysteme und vermittelt Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit.