04.09.2024

Den Temnospondyli auf der Spur – Simulationen entschlüsseln die Verbreitungsmuster der Panzerlurche

Science News
Modell des Panzerlurches Mastodonsaurus in der Rekonstruktion seines natürlichen Lebensraum in den Keupersümpfen
Rekonstruktion eines Panzerlurchs in seinem natürlichen Lebensraum in den Keupersümpfen der Trias im Museum am Löwentor. (Bild: SMNS)

Die Panzerlurche (Temnospondyli) waren eine Gruppe urtümlicher Landwirbeltiere und mögliche Vorfahren heutiger Amphibien. Sie lebten vom frühen Karbon vor ca. 340 Millionen Jahren bis in die frühe Kreidezeit vor etwa 110 Millionen Jahren und bevölkerten weite Teile der Erde. Fossilienfunde zeigen, dass diese „Ur-Lurche“ in ihrer über 200 Millionen Jahre andauernden Existenz eine unglaubliche Vielfalt an Lebensformen und Anpassungen hervorbrachten, wodurch sie verschiedenste Lebensräume besiedeln konnten. Ob im Wasser, am Wasser oder an Land: Ihre Verbreitung war so weit, dass die versteinerten Überreste dieser Tiergruppe heute auf jedem Kontinent zu finden sind.

Ein Team um Raphael Moreno, Doktorand in der Abteilung Paläontologie am Naturkundemuseum Stuttgart, hat untersucht, wie sich die räumliche Verbreitung dieser Lurche über die Zeit verändert hat und wie verschiedene Umweltbedingungen ihre Ausbreitung beeinflusst haben. Der untersuchte Zeitraum reicht von der mittleren Trias vor etwa 245 Millionen Jahren bis zur späten Trias vor ca. 232 Millionen Jahren.

Für ihre Studie verwendeten sie sowohl Daten von realen Fossilienfundorten als auch Simulationen der damaligen Klima- und Umweltbedingungen. Durch diese Kombination konnte die potenzielle Verbreitung der Arten über die betrachtete Zeit hinweg modelliert werden.

Interessant ist, dass in dem untersuchten Zeitraum geographische Barrieren einen viel geringeren Einfluss auf die Ausbreitung hatten als das Klima. Während der Trias gab es insgesamt einen Rückgang von sumpfigen und feuchten Gebieten und eine Zunahme von trockenen Landschaften, was für viele der Panzerlurche erschwerte Lebensbedingungen darstellte.

Mit Hilfe der Simulationen konnten die Forschenden nachverfolgen auf welchen Wegen sich die Tiere vermutlich verbreiteten und so viele der heutigen Fossilienfundstätten „verbinden“. Dabei ergaben die Untersuchungen, dass die verschiedenen amphibisch lebenden Temnospondyli-Gruppen entlang von Wasserläufen den besten klimatischen Bedingungen folgten. Trotz ihrer hohen Anpassungsfähigkeit bevorzugten sie meistens Gebiete mit hohen Temperaturen, viel Niederschlag und gering ausgeprägten Jahreszeiten.

Mit diesen Erkenntnissen liefert die Studie eine Grundlage für weitere Untersuchungen, die sich noch detaillierter mit der Aus- und Verbreitung der Temnospondyli auseinandersetzen. Gleichzeitig lassen sich die verwendeten Modelle und Simulationen flexibel auf beliebige andere fossil erhaltene Lebewesen übertragen, um deren Verbreitungsmuster zu studieren.

Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Palaeontology“.

 

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